Begehren (London Vampire Romance Serie 1) - Vampir Romanze Buch

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Begehren

Seit zwei Jahren waren sie füreinander entbrannt, die verbotene Anziehung mit jeder Nacht wachsend. Dem sündhaften Verlangen ihrer Herzen weiter zu widerstehen wird unmöglich.

Javier weiß es besser, als seinem Hunger nach Lilah zu erliegen. Die sterbliche Frau gehört einem mächtigen, adligen Mäzen von Vampirerotique, dem Theater, das er mit drei anderen Vampiren betreibt. Eine einzige Berührung würde genügen das heilige Gesetz seiner Art zu brechen, sich selbst zum Tode verurteilend, aber seine Leidenschaft für sie ist zu mächtig geworden, um sie zu ignorieren und er wird alles riskieren, um Lilah zur seinen zu machen.

Lilah hat ihr Verlangen nach Javier bekämpft, seit sie in seinem Theater als Dienerin anfing, aber jeder heimliche Blick, den er ihr zuwarf, seine Augen, eine Lust versprechend, die ihre Sehnsucht nach ihm stillen würde, hat ihre Abwehr verringert, und sie kann ihr Verlangen und ihre verbotenen Gefühle für den mächtigen, männlichen Vampir nicht länger leugnen.

Wenn sie sich alleine begegnen, in einer der privaten Logen während einer der erotischen Aufführungen, werden sie ihrem Verlangen nachgeben und ihre wildesten Fantasien in einer Nacht sündigen Vergnügens ausleben, oder wird die Bedrohung durch Lilahs Herrn sie für immer auseinanderhalten?

genre: paranormal vampire romance book
length: 34000 words / novella
released: June 2019

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Excerpt from Begehren

Es gab eine Regel, die seinesgleichen vor allen anderen honorierten: Ein Mensch, der jemandem gehörte, durfte niemals von einem Vampir berührt werden, mit Ausnahme seines Herrn.

Jeder Vampir wusste, sich an gebundenen Menschen zu vergreifen, aus Lust oder um sich von ihren Adern zu nähren, würde diesen unermessliche Schmerzen und Leiden bereiten, und dass ihr Herr davon wissen und kommen würde, um die Strafe auszuführen.

Tod dem Vampir, der das heilige Gesetz gebrochen hatte.

Tod war nicht etwas, was Javier suchte, aber das Wissen, dass er ihn erwartete, sollte er das Gesetz brechen, hatte die glühende Hitze des Verlangens nicht aufhalten können, die ihn in dem Moment ergriffen hatte, als sie vor zwei Jahren im Londoner Theater ankam, von ihrem Herrn zum Arbeiten geschickt. Javier sagte sich seitdem immer wieder, er müsse sie vergessen. Seit der Zeit, da sie im Dienst des Theaters war, war es ihm unmöglich gewesen, der Folter ihrer Gegenwart zu entkommen. Die einfachsten Aufgaben waren für ihn zur Qual geworden. Ihr mit dem anderen Personal zusammen Anweisungen für den Abend zu geben war eine Tortur, die er nicht ertragen konnte. Zwei Jahre, und sein Verlangen nach ihr hatte sich nur noch verschlimmert. Sein Begehren hatte sich gewandelt, von einem flüssigen Feuer, das drohte ihn sich vergessen zu lassen, wenn er länger als eine Minute in ihrer Gegenwart wäre, hin zu der erdrückenden Begierde sie zu küssen, wann immer er die sanfte Melodie ihrer Stimme in der Ferne hörte.

Es war unerträglich.

Aber ertragen musste er es.

Es gab keine andere Wahl. Ihr Besitzer war einer der reichsten Mäzen von Vampirerotique und seine Geschäftspartner würden ihn pfählen, wenn er das dringend benötigte Geld dieses Mannes verlieren würde. Gesetzt den Fall, dass dieser Mann ihn nicht zuvor tötete. Lord Ashville war ein Adeliger, ein reinblütiger Vampir und beinahe dreimal so alt und so stark wie Javier. Als einfacher Elitevampir, der er war, könnte Javier nicht mit ihm fertig werden. Sein Tod wäre schnell und grausam, und dem Gesetz nach dürfte er sich nicht mal verteidigen. Sollte er es wagen sie zu berühren, sein dunkles Verlangen und seine Bedürfnisse mit der menschlichen Frau auszuleben, müsste er die Konsequenzen still akzeptieren.

Es war Irrsinn einen Menschen zu begehren, der im Besitz eines solchen Mannes war. Er würde sofort die Missachtung des Bundes spüren. Es war Wahnsinn.

Javier schwenkte das Blut in seinem kristallenen Whisky-Glas, starrte es an, aber er sah es nicht. In seinem Kopf war nur sie, sein Herz rebellierte wider seine bessere Vernunft, die sagte, dass es unmöglich war, und dass er sein sinnloses Verlangen nach ihr aufgeben solle. Sie würde ihm nie gehören.

Das matte Licht hinten in der schwarzen Limousine ließ das Blut dunkel und wenig verlockend aussehen. Er trank es trotzdem, zwang es herunter, und schenkte sich ein weiteres Glas ein aus der Karaffe des kleinen Kühlschranks, der in die Rückseite des Fahrersitzes eingebaut war. Er hatte in letzter Zeit immer häufiger getrunken in der Hoffnung, dass dies seinen wachsenden Hunger nach ihr stillen würde.

Lilah.

Der Motor schnurrte, als sie langsamer wurden und er spürte, wie sich Furcht in seinem Magen festsetzte. Dies war der Moment, den er jedes Mal, wenn er vom Theater weggerufen wurde, fürchtete. Lilah war die gesamte Zeit während seiner Reise und während des ganzen Monats, den er sich in seinem abgelegenen Familiensitz in Nordspanien aufgehalten hatte, in seinen Gedanken gewesen. Er konnte sie immer noch klar in seiner Phantasie sehen, konnte sich lebhaft daran erinnern, wie sie ihn mit ihren wunderschönen, goldbraunen Augen angesehen hatte, als er dem Personal sagte, dass er sie in den kompetenten Händen von Callum zurücklassen würde, und wie ihr Herz angefangen hatte, schneller zu schlagen, ihre Wangen rötete und er die Kontrolle verlor und sie direkt anschaute. Sie war so wunderschön, so verführerisch, sogar in dem schlichten, langen, schwarzen Kleid ihrer Uniform. Sie hatte ihn in diesem vergangenen Monat verfolgt, hatte darauf gewartet, dass er jeden Morgen die Augen schloss und in den Schlaf sank, ehe sie in seine Träume eintrat und dafür sorgte, dass sein Verlangen nach ihr heftiger brannte als jede Nacht zuvor.

Ein Monat.

Das Auto kam auf der Straße vor der eleganten, griechischen Säulenfassade des Theaters zum Stehen. Warmes Scheinwerferlicht erleuchtete den Sandstein von unten. An einem normalen Theaterabend hätte es für ihn einladend ausgesehen, wie sein zweites Zuhause, der Ort, der etwas für ihn so Kostbares beherbergte. An diesem Abend sah es kalt und dunkel, Unheil bringend und furchterregend aus.

Ein eisiger Schauer machte sich in seiner Brust breit.

Was, wenn dieses Mal seine Befürchtungen wahr würden, und er zurückgekommen war, um festzustellen, dass sie fort war?

Ein Monat war lang genug für Lord Ashville, um zu beschließen, dass er mehr Diener in seinem Schloss brauchte und nach ihr schicken ließ. Callum hatte Javier regelmäßige Berichte über das Personal und das Theater per Email geschickt, während er an der Hochzeit seiner Schwester teilgenommen hatte. Sein alter Freund hatte Lilah nicht ein einziges Mal erwähnt, aber das bedeutete nicht, dass sie noch da war. Javier hatte ihn so oft nach ihr fragen wollen, hatte die Worte in seinen Emails an Callum geschrieben, aber nur, um sie wieder zu löschen, sobald der Verstand das Verlangen seines Herzens besiegte. Callum hätte vielleicht seine Misere verstanden, aber wenn ein Wort zu Antoine oder Snow, den adligen Brüdern die Vampirerotique mit ihnen betrieben, vordringen würde, dann wäre die Hölle los.

Die Autotür öffnete sich und Javier stürzte schnell das Glas Blut herunter. Er stellte das Glas ab und stieg aus der Limousine aus, seine polierten, schwarzen Lederschuhe reflektierten die Lichter des Theaters. Er zog seine dunkle, silbergraue Krawatte zurecht und schloss den Knopf seiner schwarzen Anzugjacke, während er sich gleichzeitig innerlich vorbereitete. Der Fahrer nickte und schloss die Tür, dann öffnete er den Kofferraum und holte sein Gepäck heraus. Javier nahm ihm die dunkelgrauen Reisetaschen ab, hielt sie mit seinen Fingern an seiner Seite und schaute hinauf zum Theater.

 Sechs hohe Säulen stützten einen dreieckigen Block aus Sandstein. Jede auf den Fries gemeißelte Figur war während seiner Abwesenheit in Vorbereitung auf die neue Saison gereinigt worden. Heute Abend war die erste Show, eingeladen waren nur die Elitevampire. Die Adligen mussten erst noch von ihren Landsitzen oder aus dem Ausland zurückkommen.

Javier brachte ein Lächeln zustande, als die Holzläden jenseits der Fenster und Glasstüren geöffnet wurden, und das prachtvolle rote und goldene Innere des Theaters zum Vorschein brachten und seinen Freund. Callum`s Schritte waren schnell und sicher, sein attraktives Gesicht ein Bild der Finsternis, als er schnell die weiten Marmorstufen in der Mitte der Eingangshalle hinuntereilte, sein langes, schwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz zurückbindend. Er stieß die Türen auf, es einem der Diener überlassend schnell die Fingerabdrücke vom Glas zu wischen, und nahm flott die fünf Steinstufen, die zum Gehweg herab und zu Javier führten.

„Es ist ein Alptraum.“ Callum fuhr mit langen Fingern durch sein Haar, es dabei wieder in Unordnung bringend. Es war eine Gewohnheit des Elitevampirs, wenn er unter Stress stand. Seine grünen Augen blitzten vor Verärgerung und Javier konnte spüren und auch sehen, dass er über etwas wütend war.

 „Sei auch du gegrüßt.“ Javiers Lächeln wurde breiter und er gab dem Fahrer ein Zeichen, zu ihm zu kommen.

Callum schnappte sich den schwarzen Designer-Koffer vom Fahrer, steckte ein großzügiges Trinkgeld in dessen Brusttasche, und winkte ihn davon. Wie Javier, war Callum nicht an die Aufmerksamkeit von Dienern und an das bedient werden gewöhnt. Beide hatten Jahre gebraucht sich daran zu gewöhnen, dass Menschen und schwächere Vampire ihnen Sachen brachten, oder so niedere Tätigkeiten erledigten, wie ihr Gepäck zu tragen. Callum hatte offensichtlich immer noch Probleme mit Letzterem.

Javier sah an ihm vorbei zum Foyer des Theaters, in der Hoffnung einen Blick auf Lilah zu erhaschen. Arbeitete sie heute Abend?

Er runzelte die Stirn, seine sandfarbenen Augenbrauen zogen sich fest zusammen und er starrte Callum an. Was, wenn sein Alptraum etwas mit dem Personal zu tun hatte?

„Ist etwas Schlimmes passiert?“ Er kämpfte damit, den besorgten Ton aus seiner Stimme herauszuhalten. Callum würde ihn durchschauen, wenn ihm dies entschlüpfte. Sie hatten Jahre in der besten Vampir-Akademie in England zusammen verbracht, obwohl Callum hundert Jahre jünger war als er, und waren nach dem Abschluss in Verbindung geblieben. Sie waren immer enge Freunde gewesen, sogar wenn sie Hunderte von Kilometern getrennt, oder auf verschiedenen Kontinenten waren.

„Victor war in eine Schlägerei verwickelt und seine Nase wurde gebrochen. Er sieht schrecklich aus.“ Callum knurrte diese Worte förmlich, sein britischer Akzent ließ die letzten beiden härter klingen und betonte seine Verärgerung.

Javier konnte seine Notlage nun verstehen. Victor war einer ihrer besten Darsteller und übernahm oft die Hauptrolle im letzten Akt der Show, die Verführung einer menschlichen Leibeigenen, um dann vor dem Publikum von ihr zu speisen. Er war bei den weiblichen Theaterbesuchern beliebt wegen seines guten Aussehens, und weil er sich gerne sowohl mit männlichen als auch mit weiblichen Partnern auf der Bühne beschäftigte, und es mit mehr als einem Menschen gleichzeitig aufnehmen konnte. Er war seit fast einem Jahrzehnt beim Theater und ein großer Publikumsmagnet. Sogar die adeligen Frauen mochten ihn und er war nicht abgeneigt, einigen von ihnen private Vorstellungen zu geben, um sie zufriedenzustellen und den Geldfluss für das Theater weiterhin zu sichern. Sie brauchten Victor in Bestform und auf der Bühne.

An einem normalen Abend hätte Javier die Nachricht vielleicht betroffener gemacht, aber der Flug aus Spanien hatte sich angefühlt, als hätte er eher Tage als ein paar Stunden gedauert und seine strapazierten Nerven sagten ihm, er solle einen ruhigen Ort zum Ausruhen finden, wenigstens solange bis er wusste, dass Lilah immer noch hier war.

Immer noch verführerisch nahe.

Sobald er das wusste, würde er wieder normal funktionieren können und seine übliche, gelassene Fassung und die emotionale Ausgeglichenheit finden, die er brauchte, um einer Krise ins Auge zu sehen. Er konnte im Moment nicht klar denken, geschweige denn mit dem Drama um ihren Bühnenstar umgehen, der eine gebrochene Nase hatte und eigentlich heute Abend auftreten sollte.

„Dann erzähl' es Antoine.“ Javier schwang seine Reisetaschen über die Schultern, sein Handrücken auf dem weichen Stoff seiner schwarzen Anzugjacke liegend. „Er kümmert sich um die Darsteller, nicht ich.“

„Antoine ist mit Snow beschäftigt, und es gibt einen guten Grund, warum ich zuerst mit Dir spreche.“ Callum stieg die Sandsteinstufen wieder hinauf und ging voran in das hell erleuchtete Theaterfoyer. Der schwarzhaarige Elitevampir blickte über seine Schulter zu Javier, seine strahlend grünen Augen immer noch dunkel. „Es war einer der Diener, der ihn geschlagen hat.“

„Einer der Diener hat ihm die Nase gebrochen?“ Javier fand das schwer zu verdauen. Alle Mitarbeiter waren entweder menschlich oder von schwacher Vampirabstammung. Victor war aus dem Elitegeblüt. Seine Familie war nicht so mächtig wie Javiers oder Callum‘s, ihr Blut zu sehr verdünnt durch verwandelte Menschen in ihren Reihen, aber er war immer noch stark genug, um mit jedem von Javiers Dienern klarzukommen.

„Eine Frau.“ Callum ließ Javiers teures Gepäck mitten auf den Marmorboden fallen. Er winkte einem vorbeigehenden männlichen Diener und der Mann kam zu ihnen herüber. „Bring diese Sachen in Javiers Büro.“

Der Mann hob pflichtbewusst den Koffer auf und streckte dann seine Hand Javier entgegen. Er starrte sie an.

„Ich wollte mich erst noch frisch machen und umziehen, bevor die Vorstellung heute Abend beginnt. Es war eine lange Reise, Callum. Ich bin sicher, das hier kann warten.“

Callums Gesichtsausdruck sagte, das würde es nicht. Javier seufzte und reichte dem Mann die dunkelgrauen Reisetaschen. Er verneigte seinen Kopf, eilte durch das Foyer zur anderen Seite des doppelstöckigen, eleganten Raumes, und öffnete die einfache Holztür, die zu den Bereichen führte, die den Mitarbeitern des Theaters vorbehalten war.

„Die Show fängt in weniger als einer Stunde an. Wir müssen Victor hergerichtet bekommen und du musst mit der Frau sprechen, die ihn geschlagen hat und herausfinden, was passiert ist, bevor Antoine davon hört. Er hat im Moment mit so einigen Problemen zu tun. Snow macht wieder mal eine schwierige Phase durch. Ich bezweifle, dass er das hier dulden wird, ungeachtet dessen, wer der Besitzer ist."

„Besitzer? Die Frau ist menschlich?“, sagte Javier und Callum nickte. „Wer war es?“

Callums dunkle Augenbrauen hoben sich und er zuckte mit seinen breiten Schultern, sodass sein schwarzes Designer-Jackett dabei verrutschte. „Du weißt, ich kann mir ihre Namen nicht merken.“

Javier wusste das. Callum kümmerte sich um die dunklere Seite des Theatergeschäfts, machte Vampire in allen Städten Europas ausfindig, die gute Darsteller werden konnten, und besorgte menschliche Opfer für den Schlussakt und andere Teile der Show, die das Theater jede Woche veranstaltete. Sein Freund hatte es vor langer Zeit schon aufgegeben, irgendetwas über die Menschen herauszufinden. Er hatte gesagt, das mache seine Arbeit leichter. Javier nahm an das bedeutete, dass sein alter Freund ein Gewissen entwickelte für das, was er tat. Er hatte sogar die Beschaffung von Opfern an eine Vampirfirma vergeben, die sich um alles kümmerte, während er sich stattdessen darauf konzentrierte, Vampirdarsteller zu finden und sie in die Vampirerotique-Familie zu bringen.

Callum ging durch das Foyer in die Richtung, die der Mann genommen hatte und Javier folgte. Eine Stunde war nicht viel Zeit um diesen Schlamassel in Ordnung zu bringen, ohne dass Antoine davon hörte. Wenn es Snow wieder schlecht ging, dann würde Antoine in der Stimmung für blutrünstigen Mord sein. Wann immer sein älterer Bruder aus der Spur lief, artete Antoines Stimmung in nichts Geringeres als Bösartigkeit aus.

„Kannst du sie beschreiben?“ Javier vermutete, dass Callum wenigstens das fertigbringen würde. Er hatte ein Auge fürs Detail, besonders wenn es um menschliche Frauen ging. Je schöner, desto besser für ihn.

„Groß, rotbraunes Haar … feurig … tolle Titten … und sie hatte die seltsamsten, goldenen Augen.“

Javier blieb ruckartig stehen. Callum hielt inne, seine Hand an der Holztür, sie aufhaltend, und blickte zu ihm zurück.

Lilah hatte Victor geschlagen?

Bevor er Callum weitere Fragen stellen konnte, erschien eine weibliche Angehörige des Personals aus der Finsternis auf der anderen Seite der geöffneten Tür. Sie verneigte ihren Kopf vor Callum, der immer noch die Tür aufhielt, und dann vor Javier und ging hindurch. Javiers Blick verfolgte sie, sein Kopf zur Seite geneigt, während er registrierte, was sie trug.

„Gefällt es dir?“, sagte Callum, und als Javier wieder zu ihm zurückschaute, lächelte er, jegliche Spur von Ärger und Sorge war aus seinen Augen verschwunden. „Ich dachte es passt besser zum Theater und es bedeutet, die Diener können während der Aufführungen herumlaufen, ohne das Auge der Anwesenden zu beleidigen."

Javier drehte sich herum, um die Frau wieder zu fixieren. Sie stand in der Nähe der Glasstüren, im Gespräch mit einem der männlichen Diener, der die Fenster putzte.

„Ich überlasse dir die Leitung für einen Monat und du änderst die Uniformen?“ Javier konnte es kaum fassen. Callum dachte, dass der Vorfall mit Victor ein Alptraum war. Aber dies war ein Alptraum für Javier.

Die Uniform der Männer hatte sich nicht viel verändert. Das Material des formellen, schwarzen Anzugs, den der Mann trug, war etwas feiner als zuvor, und der Schnitt war jetzt so geschneidert, dass er enger saß und die Figur betonte, aber der lange Schwanz des Jacketts ließ ihn immer noch wie einen Butler erscheinen.

Die Uniform der Frau.

Javier konnte nicht aufhören, sie anzustarren.

Es sah aus, als wäre Callum zu einem Sexshop gegangen und hätte alle französischen Dienstmädchen-Uniformen gekauft, die sie hatten. Die Puffärmel des schwarzen Kleides waren mit schwarzer Spitze gesäumt, und der Ausschnitt so tief geschnitten, dass Javier überrascht war, dass er ihre Brustwarzen nicht sehen konnte. Vielleicht könnte er es, wenn er nah genug wäre. Die Spitze, die den Stoff dort dekorierte, verdeckte sie vermutlich aus dieser Entfernung. Das Grauen hörte dort noch nicht auf. Das Kleid der früheren Uniform hatte bis zu den Knöcheln der Trägerin gereicht. Das Neue reichte kaum bis über die Hälfte ihrer Oberschenkel, brachte cremefarbenes Fleisch zum Vorschein und zeigte lange, über das Knie reichende, schwarze Strümpfe. Das Einzige, was gleich geblieben war, waren die schwarzen Pumps und die Farbe.

Wenn er Lilah in so einem Outfit sah, würde das sein Tod sein.

Und er musste sie finden und herausfinden, warum sie Victor geschlagen hatte.

Der Teufel sollte ihm beistehen, er würde nicht mehr in der Lage sein, ihr noch länger zu widerstehen.

Es wäre ein Wunder, wenn er es fertigbrächte auch nur eine Frage auszusprechen, bevor er schließlich seinem Verlangen nach ihr erliegen würde.

Callums aufmerksamer Blick auf ihm riss ihn aus seinen Gedanken und er schaute ihn mit ausdruckslosen Augen an.

„Es gefällt dir nicht.“ Callum ließ die Tür zufallen. „Wir können es wieder ändern. Ich dachte nur, es gäbe den Gästen etwas zum Anschauen zwischen den Akten. Antoine findet es ist eine gute Idee.“

„Es gefällt mir“, log Javier und zwang sich zu einem weiteren Lächeln. „Wir sollten mit Victor sprechen, bevor Antoine zur Ansprache an die Darsteller vor der Show herunterkommt.“

Javier hoffte, dass Victor ihnen alles erzählen würde und er dann nicht Lilah finden und mit ihr sprechen musste. Callum öffnete wieder die Tür und Javier schritt mit ihm durch den schwach beleuchteten schwarzen Korridor, in Richtung des Bereichs neben der Bühne, wo Treppen zu den Büros und Flure hinter die Bühne führten und weiter zu den Unterkünften des Personals. Sie waren fast am Ende des Flurs und in dem helleren, doppelstöckigen, großen Raum angekommen, als einige Frauen seinen Weg kreuzten. Lilah war unter ihnen, sie trug einen Besen und eine rote Plastikkiste mit Reinigungsmitteln, ihr dunkles, kastanienbraunes Haar war zu einem Knoten an ihrem Hinterkopf hochgebunden.

Sie sagte etwas, dass er nicht verstehen konnte zu den anderen drei Frauen, löste sich dann von ihnen und kämpfte damit die schweren Holztüren zu öffnen, die zum Bereich vor der Bühne im Theater führten. Ihr Besen schlug gegen die Tür, als sie es geschafft hatte sie zu öffnen, fiel ihr aus der Hand und schepperte auf den Boden. Sie fluchte leise und Javier warf die Bemerkung auf Spanisch zurück, als sie die Tür wieder zufallen ließ und sich hinunterbeugte, um ihren gefallenen Besen aufzuheben.

Der schwarze Rüschenrock ihres  Kleides verbarg nichts vor seinen Blicken, als sie den Besen aufhob, den Rücken ihm zugewandt. Er starrte auf ihren Hintern und ihre schwarzen Schlüpfer, Blut in seinen Schläfen pochend, sein Hunger nach ihr erwachte wieder zum Leben und drohte die Kontrolle über ihn zu übernehmen. Er stellte sich vor, wie er die knappen paar Meter, die sie trennten überwand, seine Hände über die festen pfirsichartigen Rundungen ihres Hinterns gleiten ließ und sie zurückzog an seine rasende Erektion, die den schwarzen Stoff seiner maßgeschneiderten Hose unter seinem Jackett zu einem Zelt ausdehnte.

Lilah richtete sich so schnell auf, dass er zusammenzuckte und sie wirbelte herum und schaute ihm ins Gesicht. Ihre gefärbten Wangen, rosig und dunkel und der überraschte Blick ihrer runden Augen nahmen ihn gefangen. Sie blinzelte, verschloss ihre wunderschönen, goldenen Iris, und machte einen Knicks. Ihr Blick blieb dieses Mal nach unten gerichtet, ihr Kopf leicht zur Seite geneigt, sodass die Kurve ihres Halses straff und verführerisch blieb.

„Diese hier ist es, Javier“, sagte Callum und Javier bellte fast, dass er das bereits wusste, und stoppte sich selbst gerade noch davor seinen Freund zu erwürgen, weil dieser sein Studium ihres Halses unterbrochen hatte.

Er räusperte sich stattdessen. „Ich werde mich später um dich kümmern.“

Callum ging weiter. Javier blieb, wo er war, seine Füße fest am staubigen Boden angewachsen, seine Augen auf sie geheftet, auf ihre Reaktion wartend.

Lilahs Blick erhob sich langsam und ebenso ihr Kopf. Als er den seinen berührte, wurde die Farbe auf ihren Wangen dunkler und er vergaß zu atmen. Er starrte sie an, gebannt, verloren in dem dunklen Abgrund ihrer geweiteten Pupillen.

Bezaubert.

Sie schaute nicht von ihm weg, wie er es erwartet hatte. Sie hielt seinem Blick stand, ruhig und furchtlos, keine Spur von Angst in ihrem Duft. Die Art, wie sie ihn ansah, sprach von Verlangen und er hatte es schwer sich selbst zu sagen, dass er sich das einbilden musste. Ihr Bund mit ihrem Herrn machte es ihr unmöglich, etwas für Javier zu empfinden. Der sanfte Rhythmus ihres Herzschlags rief ihn, lockte seinen Blick zu ihrem Ausschnitt herunter, und er bekämpfte sein Verlangen näher zu treten, sodass er seine Hand ausstrecken und mit einem einzelnen Finger über die sinnlichen Kurven ihrer Brüste streichen konnte. Sie zu berühren würde ihr nur Schmerzen bereiten. Er konnte es nicht. Egal wie sehr er ihre warme sanfte Haut unter seinen Fingerspitzen spüren musste, um endlich zu erfahren, wie sie sich anfühlte. Es würde ihr wehtun. Es kümmerte ihn nicht. Nein. Es kümmerte ihn. Wenn es ihr wehtäte, würde er aufhören. Er würde Lilah niemals verletzen. Ihr Schmerzen zuzufügen, wäre sich selbst Schmerzen zuzufügen. Sie bedeutete ihm Zuviel.

„Kommst du?“ Callums Stimme zerbrach den Zauber, mit dem sie Javier belegt hatte und er blickte ihn an und nickte.

Als er sich umdrehte, schloss sich die Tür und Lilah war verschwunden.

Er rieb seinen Nasenrücken, nahm einen langen tiefen Atemzug, sog ihren verführerischen Duft ein, der in der Luft lag, und folgte Callum hinter die Bühne.

Später.

Er würde in ihrer Gegenwart sein. Alleine.

Und er würde nicht fähig sein ihr noch länger zu widerstehen.

Wenn es ihr wehtat, würde er aufhören, aber er musste sie berühren.

Er musste wissen, wie sie sich anfühlte und wie sie schmeckte.

Selbst, wenn dieser eine Vorgeschmack alles war, was er jemals haben könnte.

Selbst dann, wenn es sein Todesurteil unterzeichnete.