Ihr Verdorbener Engel (Ihr Engel Romance Serie Buch 6) - Engel Romantik Bücher

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Ihr Verdorbener Engel

Asmodeus, der König der Dämonen und die rechte Hand des Teufels, ist ein finsterer Engel, der aus dem Bösen geboren, und für die Zerstörung erschaffen wurde. Als sein Herr ihm befiehlt, sich in die sterbliche Welt hinauszuwagen und ihm eine Frau zu bringen, ergreift er die Chance, die Hölle zum ersten Mal zu verlassen, sich nicht darum kümmernd, was der Teufel mit ihr vorhat … bis er die schönste Frau erblickt, die er jemals zu Gesicht bekam — eine Frau, die neue Gefühle in seinem schwarzen Herz erweckt und eine Leidenschaft entfesselt, die so intensiv ist, dass sie ihn beherrscht und Begierden, denen er nicht widerstehen kann.

Er wird sie seinem erbärmlichen Herrn nicht überlassen. Sie wird ihm gehören.

Liora ist eine Hexe mit einem schlechten Ruf und dem unwiderstehlichen Verlangen, Dämonen zu bekämpfen. Eine fehlgeschlagene Mission sorgt dafür, dass sie nach Paris geschickt wird, um ruhiger zu werden, aber als ein dunkler und tödlicher Krieger mit einem Blick aus goldenem Feuer in ihrem Leben landet, brennt sie schließlich heißer als die Hölle für den bösen Engel. Nichts wird zwischen ihr und dem gewaltigen, verbotenen Engel stehen. Nicht ihre Cousine. Nicht Asmodeus‘ Todfeind und Zwilling Apollyon. Und mit Sicherheit nicht der Teufel.

Können sie, gefangen in einem Sturm der Gefahr und seelenverbrennender Leidenschaft allen Erwartungen zum Trotz überleben, und sich ihr ‚für immer und ewig‘ erobern?

genre: paranormal angel romance book
length: 131000 words / long novel
released: September 2019

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Excerpt from Ihr Verdorbener Engel

Es war ein schwarzer Tag in der Hölle.

Asmodeus stand hoch oben, über dem Abgrund zur Hölle, sein bernsteinfarbener Blick auf die großen Glasachatfelsspitzen in der Ferne geheftet. Schreie und Schluchzer von Gequälten stiegen auf der heißen Luft unter ihm nach oben, das Ächzen ihrer Peiniger ein schrofferer Ton in einer Symphonie, die er so oft genoss. Die Dämonen hatten heute viel zu tun. Er war auch beschäftigt gewesen, bis er den Ruf seines Herrn gespürt hatte.

So sehr er den Teufel hatte warten lassen wollen, während der Vollendung seines letzten Meisterwerks, so hatte er doch alles stehen und liegen lassen und sein Schloss in der Einöde durch ein Portal verlassen, das ihn zum Plateau über dem Abgrund der Hölle brachte.

Und dort stand er, erörterte, wie lange er es aufschieben könnte, die zerklüftete, düstere Landschaft zu durchqueren, zur Festung des Teufels, bevor sein Herr die Beherrschung verlieren, und ihn wieder rufen würde.

Asmodeus genoss es, den Mann bis an die Grenzen seiner Geduld zu bringen. Es war etwas Befriedigendes daran, seinen sogenannten Herrn zu reizen. Der Teufel würde in der Lage sein, seine Nähe zu spüren, und dass er sich seit fast zwanzig Minuten nicht bewegt hatte. Es war ein Spiel der Willenskräfte, das er oft mit ihm spielte. Wer würde zuerst nachgeben?

Der Ruf kam wieder, stärker, als er es zuvor gewesen war, ein Ziehen, das er als körperlichen Ruck an seinen Rippen spürte, ihn vorwärtsziehend, auf die Festung zu.

Eine Erinnerung daran, dass ihm in der Hölle Freiheiten gewährt wurden, aber er nicht deren Herr war.

Asmodeus ließ sich nach vorne fallen und sank hinunter, auf den sich schlängelnden breiten Lavastreifen zu, hunderte von Metern unter ihm. Heiße Luft stürzte auf ihn ein, strich sein schwarzes Haar zurück, schlug gegen seine nackte Brust und zerzauste seine Federn. Er breitete seine Glasachatflügel zu ihrer vollen Spannweite aus, erwischte eine Thermik und richtete sich waagerecht aus, nur Meter von der glühend heißen Oberfläche einer der Hauptflüsse in der Hölle entfernt.

Er machte einen gemächlichen Flügelschlag, um seine Höhe beizubehalten, und glitt über das schwarze, unwirtliche Gelände.

Höllenengel durchstreiften das Land unter ihm in ihren dämonischen Gestalten. Drachenähnliche Flügel rollten sich an ihre riesigen schwarzen Körper und ihre Krallen machten kurzen Prozess mit den wimmernden niederen Dämonen, die sie sich für ihren Herrn vornahmen. Einige Dämonen waren kaum mehr als Ungeziefer in Asmodeus‘ Augen und in den Augen seines Herrn. Sie verursachten mehr Ärger, als sie wert waren.

Asmodeus grinste, drehte sich zu einer Fassrolle und stieß herab auf einen der kleinen schuppigen braunen Dämonen zu. Er pflückte ihn vom Boden, hatte sein Genick gebrochen, bevor er auch nur einen Schrei von sich geben konnte und ließ ihn auf den Kopf einer der Höllenengel fallen, die dafür verantwortlich waren, das Gebiet zu säubern. Der Mann fauchte zu ihm hoch, entblößte scharfe rote Zähne, die Feuer der Hölle in seinen blutroten Augen brennend.

Asmodeus zeigte ihm den Stinkefinger und schlug mit seinen schwarzen gefiederten Flügeln, seinen Kurs wieder aufnehmend. Er schlängelte sich hin- und her, während er flog, folgte der Thermik, die ihn zur Festung des Teufels tragen würde, ohne dass er irgendwelchen Aufwand betreiben musste. Was wollte sein Herr von ihm?

Er behelligte Asmodeus nicht zu oft. Normalerweise rief er ihn, um ihn mit einer wichtigen Mission zu betrauen. Einen gefangenen Dämon zu foltern, um Informationen über die Engel zu erhalten. Einen Verräter in einer der gefährlicheren Gegenden der Hölle aufzuspüren. Jemanden in einem Meer aus Lava zu ertränken.

Einen der Engel zu töten, die das Plateau bewachten. Der einzige geduldete Bereich des Himmels in der Hölle.

Asmodeus konnte persönlich nicht verstehen, warum sie Zugang zu irgendeinem Teil der Hölle hatten. Keiner Kreatur dieses Reiches war es erlaubt, einen Fuß in den Himmel zu setzen, es sei denn, sie waren gefesselt und im Gefängnis dort eingeschlossen. Wie war das gerecht? Wenn der Himmel ein kleines Kontingent von Engeln in der Hölle stationieren konnte, dann sollte es der Hölle erlaubt sein, einige ihrer Männer im Himmel zu stationieren.

Asmodeus‘ Grinsen wurde breiter.

Er hatte kürzlich sein Haustier dorthin geschickt. Wie war es ihm ergangen?

Nevar war ein Schutzengel gewesen, bis Asmodeus ihn herumschnüffelnd bei dem Pool gefunden hatte, der die Geschichte der drei Reiche aufzeichnete. Er hatte sich den neugierigen Engel vorgenommen, mit ihm gekämpft, bis er schwach geworden war und ihn dann über den Abgrund gestoßen. Der Mann war jetzt verdorben und wurde ebenso böse wie sein neuer Herr. Asmodeus.

Er hatte gewollt, dass Nevar den Himmel erschütterte, aber es schien, dass sein Wolf dabei versagt hatte, die Festung umzupusten, wie angewiesen. Vielleicht hätte er warten sollen, bis Nevar stärker geworden war, die Finsternis in ihm die vollständige Kontrolle hatte, aber Geduld war niemals seine Stärke gewesen. Es war Teil des Grundes, warum er das Spiel der Willensstärke, das er mit dem Teufel spielte, oft verlor und etwas, an dem er arbeitete. Jetzt hatte Asmodeus Nevars Spur verloren. Was führte er im Schilde?

Asmodeus wollte es wissen, aber da er den Engel in den Himmel geschickt hatte und er die Hölle nicht verlassen konnte, war es für ihn unmöglich, es herauszufinden. Er zweifelte nicht daran, dass sich ihre Wege bald wieder kreuzen würden. Nevar war wild entschlossen gewesen, ihn zu töten, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Der Mann würde schon bald genug Jagd auf ihn machen und dann würde Asmodeus ihm befehlen, zum Himmel zurückzukehren und dieses Mal erfolgreich zu sein oder beim Versuch zu sterben.

Er schlug mit seinen Flügeln und schoß über die Spitzen schwarzen Gesteins hinweg, die den halbkreisförmigen Hof der Glasachatfestung des Teufels umrundeten.

Die großen schwarzen Doppeltüren öffneten sich und brachten einen Spalt orangefarbenen Lichts zum Vorschein und die Silhouette einer Gestalt, die im Vergleich winzig aussah.

Asmodeus ließ seine Füße heruntersinken und glitt herab, um auf den schwarzen Steinplatten zu landen. Er setzte mit seinem linken Fuß auf und ging lässig von da ab, seine großen Flügel gleichzeitig an seinen nackten Rücken einrollend. Die Federn berührten leicht die goldumrandeten schwarzen Streifen seiner Rüstung, die seine Hüften bei jedem Schritt schützten und die längsten rollten sich nach vorne, strichen über seine schwarzen kniehohen Lederstiefel und die Metallbleche, die seine Schienbeine bedeckten.

Der Teufel erreichte die Treppenspitze, die von seiner Festung herunterführte und richtete die Manschetten seiner makellosen schwarzen Anzugjacke auf eine Art, die Asmodeus sagte, dass er kurz davor war, seine Fassung zu verlieren.

Der gut aussehende schwarzhaarige Mann hob seine bernsteinfarbenen Augen und heftete Asmodeus mit seinem zornigen Blick fest, der einen Schauder durch ihn hindurch schickte. Ein Feuerblitz folgte darauf, zischte durch sein Blut und durch seine Knochen hindurch, eine heftige Erinnerung an die Macht, die dieser Mann ausübte und eine Warnung, ihn nicht wieder warten zu lassen.

Die Macht, die über ihn hinweg floss wurde stärker und Asmodeus biss die Zähne zusammen, als seine Knie zitterten, bemühte sich, aufrecht stehenzubleiben, und weigerte sich, dem Willen des Teufels zu unterliegen.

Er würde sich niemals gegen seinen Willen auf die Knie zwingen lassen.

Niemals.

Asmodeus ballte die Fäuste und jeder Muskel verspannte sich wegen der Kraftanstrengung, aufrecht stehenzubleiben. Schweiß brach auf seiner Stirn aus. Seine Gliedmaßen zitterten und seine Atmung beschleunigte sich, aber sein Blick heftete sich auf den Teufel, seinen erwidernd, zeigte ihm, dass er nicht nachgeben würde.

Er würde sich nicht unterwerfen.

Eine kurvenreiche nackte Frau trat aus der Festung, schwankend, als sie langsam auf den Teufel zuging, ein abwesender Ausdruck in ihren dunklen Augen. Sie drapierte ihre Hände auf seinen Schultern und rieb sich an seinem Rücken, gleichzeitig leise wimmernd.

Der Teufel reagierte gereizt und der Druck, der auf Asmodeus herunter presste, hob sich.

„Geh wieder hinein“, murmelte der Teufel und berührte die Hand der Frau. Sie gehorchte, wendete sich von ihm ab und trottete zurück in die Festung.

Der Teufel war in der letzten Zeit beschäftigt gewesen.

Seine Höllenengel hatten ihm, seit dem Tag, an dem seine Tochter, Erin und der verräterische Höllenengel seinem Zugriff entflohen waren, eine Frau nach der anderen gebracht, die er verführte. Der Teufel hatte sogar begonnen, einige der sterblichen Frauen bei sich in der Festung zu behalten, sich einen Harem schaffend.

In dem Versuch, ein weiteres Kind auf diese dunkle Welt zu bringen.

Ein schwieriges Unterfangen, wenn es nur wenige Frauen gab, die stark genug waren, sein Kind auszutragen.

Erin war ein seltener Erfolg in einem Meer von Misserfolgen.

Der Teufel hatte es in Tausenden von Jahren, in denen er es versucht hatte, nur geschafft, einen einzigen Abkömmling zu produzieren.

Asmodeus glaubte nicht, dass seine augenblickliche verzweifelte Taktik, mit so vielen Frauen wie möglich in einer extrem kurzen Zeitspanne zu schlafen, ein Ergebnis liefern würde, das der Mann erwartete. Erin würde bald ihr Kind zur Welt bringen und dann würde sie zurückkommen, um mit ihrem Vater um seinen Thron zu kämpfen.

Asmodeus konnte es nicht erwarten.

Die Hölle war im Begriff, sehr interessant zu werden.

Bis dahin war Asmodeus damit zufrieden, sich daran zu ergötzen, den Teufel zu beobachten, wie er zunehmend frustrierter und verzweifelter wurde. Schwach.

Er hatte den Teufel niemals zuvor so schwach gesehen, nicht in den Jahrtausenden, in denen er gelebt hatte.

„Was hast du mit mir vor?“ Asmodeus putzte beiläufig seine Federn, bereitete sie für den Heimflug vor und ignorierte den mürrischen Gesichtsausdruck des Teufels.

Der Mann hasste es, wenn er ohne ein Fünkchen Respekt mit ihm sprach. Alle anderen unter seiner Führung lächelten gekünstelt und katzbuckelten. Was Asmodeus anging, hatte der Teufel genug erbärmliche Kreaturen, die seine teuren italienischen Lederschuhe küssten.

Asmodeus war nicht bereit, sich zu ihnen zu gesellen. Er stand über ihnen.

Die rechte Hand des Teufels.

Ein Mann, geschaffen für Zerstörung und Blutvergießen.

„Du wirst ins Reich der Sterblichen reisen und eine Frau für mich holen.“

Asmodeus‘ schwarze Augenbrauen zogen sich bei einem Stirnrunzeln zusammen und es dauerte einen Moment, um zu verstehen, was der Teufel genau gesagt hatte und die Bedeutung, die es innehatte.

Erstens befahl er ihm, sich zur Rolle eines Lakaien herabzulassen, und ihm eine weitere Frau für seinen Harem zu holen. Ihn wie einen Diener behandelnd. Das ärgerte ihn. Er war nicht nur ein weiterer Diener des Teufels.

Zweitens bot er ihm an, in die sterbliche Welt hineinzuschnuppern, ihm eine Freistellung gewährend, um zum ersten Mal in seinem Leben einen Schritt aus der Umgebung der Hölle heraus zu machen.

Asmodeus starrte ihn an, seine Optionen abwägend. Seinen Stolz herunterzuschlucken und schließlich in der Welt dort oben zu fliegen, die Gebäude und die Farben zu sehen und all die Dinge, die er nur immer im Pool auf dem Plateau gesehen hatte oder dem Teufel eine Abfuhr zu erteilen und die nächste Woche in den Zellen zu verbringen, wahrscheinlich gefoltert, möglicherweise für immer entstellt, für seinen Ungehorsam.

Asmodeus schluckte seinen Stolz herunter und es schmeckte bitter. „Gut.“

Der Teufel grinste, kurze Reißzähne entblößend. „Schön. Du wirst sie in Paris finden, in der Mitte eines Parks in der Nähe des Fundaments des Eiffelturms. Sie wird blutrot und schwarz tragen. Bring sie zu mir.“

Asmodeus nickte, machte einen Schritt rückwärts und wendete sich vom Teufel ab.

Er warf seine Hand vor sich und ein schwarzer Vortex erschien, wie Rauch herumwirbelnd. Es war viele Jahrhunderte her gewesen, dass er es für nötig gehalten hatte, sich in Zauber und Verschleierungen zu üben, hatte es abgeschrieben, jemals die Hölle zu verlassen und keinen Bedarf gehabt, seine Erscheinung in diesem Reich zu verändern. Er hoffte, er hatte nicht vergessen, wie man sie warf.

Asmodeus konzentrierte sich auf sich selbst, warf einen Schleier, damit niemand ihn sehen würde, wenn er durch das Portal ins sterbliche Reich trat.

„Bring sie schnell zu mir, Asmodeus“, sagte der Teufel hinter ihm und Asmodeus nickte wieder.

Vielleicht würde er nur ein bisschen trödeln. Wer wusste, wann der Teufel es ihm gestatten würde, die Hölle wieder zu verlassen?

Er trat durch das schwarze Tor und straffte sich, als er im sterblichen Reich auftauchte. Seine Augen tränten und er blinzelte gegen den Angriff starken Lichts, lehnte sich zurück in den Schatten des Turms, der den blauen Himmel über ihm durchbohrte.

Blau.

Asmodeus legte seinen Kopf zurück und starrte zu ihm hoch und dann auf seine Umgebung. Grüne Bäume. Dunkles Metall. Heller Stein. Sterbliche gekleidet in einer Vielzahl von Farben. Die warme Luft trug seltsame Düfte. Rauch. Geräusche kamen aus allen Richtungen. Lärmexplosionen und entferntes Rumpeln von etwas, was er für Fahrzeuge hielt. Konstantes Geplapper. Gelächter. Freudenschreie. Alles fremd für ihn.

Alles schnürte ihm die Kehle zu und stürmte auf ihn ein.

Es gefiel ihm nicht.

Er machte einen Schritt zurück, auf das Portal hinter ihm zu und starrte alle zornig an, während sie vorbeigingen. Ameisen. Hunderte von ihnen. Schwärmend. Drängelnd. Sich gegenseitig anrempelnd. Er wollte sie alle töten. Sie waren laut. Brutal. Irritierend.

Unbedeutend.

Schwach.

Asmodeus grinste, seine goldenen Augen verengten sich dabei und er ließ seine Finger spielen. Seine Fangzähne fingen an, sich zu verlängern, und seine schwarzen Krallen taten es ihnen gleich.

Beute für den Jäger.

Er würde die widerlichen Düfte mit dem Geruch von Blut übertönen. Er würde Freude durch Angst ersetzen, durch Schreien und Schluchzen und aussichtslose Gnadengesuche. Er würde diese farbenfrohe Welt in Blutrot baden.

Blutrot.

Ein Aufblitzen dieser Farbe erregte seine Aufmerksamkeit und sein Blick konzentrierte sich darauf. Sie war weg, verloren in einem Meer anderer Farbschattierungen. Sie flackerte wieder auf, weiter abseits, zu seiner Rechten und seine Augen schossen dorthin. Gewelltes kastanienbraunes Haar wippte bei jedem leichten Schritt gegen den blutroten gerüschten Stoff. Er sah flüchtig ein kleines Stück schwarzer Jeans. Blutrot und schwarz. Die Frau, die der Teufel wollte.

Sie drehte sich um, und er bekam ihr Gesicht kurz zu sehen, und sein Verlangen, seine Hände in dem Blut dieser kümmerlichen Kreaturen zu baden, glitt davon und Ruhe erfüllte ihn, ließ ihn seine Verärgerung und seine dunklen Begierden vergessen.

Sie blinzelte, schwarze Wimpern bedeckten leuchtende haselnussbraune Augen, und drehte sich weg, weiter auf einen Streifen Grünflache zugehend, rechts von ihm, jenseits der Schatten des Turms.

Asmodeus spürte ein Ziehen hinter seinem Brustbein, das ihn in ihre Richtung zog, aber etwas sagte ihm, dass es nicht der Teufel war, der ihm befahl, ihr zu folgen. Es war etwas anderes, was dafür sorgte, dass er ihr durch die Menge folgen wollte.

Er konzentrierte sich und veränderte seine Erscheinung, während er ging, versteckte die Teile seiner goldumrandeten, schwarzen Rüstung unter einem schwarzen Anzughemd, schwarzen Jeans und Lederstiefeln und bedeckte seine Flügel. Er hob den Schleier, der ihn vor sterblichen Augen verbarg und stellte der Frau nach, als sie sich durch die sich lichtende Menge bewegte, Abstand haltend, aber nah genug bleibend, dass er sie nicht verlieren würde.

Sie trat ins helle Sonnenlicht hinaus, auf dem strahlend grünen Gras und es warf goldene Highlights auf ihr Haar.

Asmodeus‘ Herz setzte einen Schlag aus und klopfte hart gegen seine Rippen. Seine Handflächen schwitzten.

Warum?

Er hatte für den Teufel Tausende vor ihr gejagt. Diese Frau war nichts anderes. Er würde sie gefangen nehmen und sie zu ihm bringen.

Er würde es nicht.

Asmodeus schüttelte seinen Kopf und hielt am Rand der Menschenmenge inne, starrte hinter ihr her.

Würde er nicht?

Er hatte den Teufel tausend Mal bis an die Grenzen seiner Geduld gebracht, aber er hatte niemals einen Befehl nicht befolgt. Er würde jetzt nicht damit anfangen.

Er würde die Frau zu seinem Herrn bringen.

Die betreffende Frau drehte sich auf dem Gras um, schaute den ganzen Turm entlang nach oben, benutzte eine schlanke Hand, um ihre Augen zu beschirmen, und Asmodeus‘ Herz setzte einen weiteren Schlag aus.

Er schlug seine Hand gegen seine nackte Brust und hustete. Was hatte er bloß?

Machte ihn die sterbliche Welt krank? Er war niemals zuvor krank gewesen, aber er hatte gehört, dass Dämonen krank werden konnten. Er war aber kein Dämon. Er hatte niemals davon gehört, dass ein Engel krank wurde. War es möglich?

Umso mehr Grund, die Frau zu greifen und zur Hölle zurückzukehren.

Er machte einen Schritt auf sie zu und dann einen weiteren. Sie wandte ihm ihren Rücken zu und er kam näher heran, bis er nur ein paar Meter von ihr entfernt war.

Er musste sie nur packen und sie dann beim Teufel abliefern. Es war nicht schwierig, also warum zögerte er? Er hatte niemals zuvor gezögert. Er hatte die Befehle seines Herrn ohne zu zögern oder Bedauern ausgeführt, Blut vergossen und Fleisch zerlegt, Leben zerstört. Dies war einfach. Greifen. Abliefern. Mission beendet.

Der Teufel hätte eine neue Frau für seinen wachsenden Harem. Asmodeus würde zu seinem Schloss zurückkehren.

Ihm drehte sich der Magen um bei dem Gedanken daran, dass der Mann seine schmutzigen Krallen auf diese zarte, anmutige Frau legte.

Er starrte auf ihren Hinterkopf, wiederholte sich noch einmal, wie sie ausgesehen hatte, als sie stehengeblieben war und am Eiffelturm nach oben geguckt hatte.

Große, haselnussbraune Augen.

Weiche, rosige Lippen.

Zarte, perfekte Gesichtszüge und Porzellanhaut.

Kastanienbraunes Haar, das stufenförmig über ihre wohlgeformten Schultern fiel.

Wunderschön.

Rein.

Asmodeus wollte den Abstand zwischen ihnen schließen, seine Hände sanft auf ihre Schultern legen und sie langsam zu sich umdrehen, damit er sich an ihrer Schönheit und Reinheit noch einmal sattsehen konnte.

Stattdessen machte er einen Schritt rückwärts und entfernte sich von ihr. Fremdartige Gefühle und Gedanken prallten in seinem Kopf aufeinander, erfüllten ihn und ließen ihn sich im Kreis drehen, ihn dazwischen hin- und herreißend, seine Mission zu erfüllen und etwas zu tun, was ihn in Erstaunen versetzte.

Er könnte sie hier lassen, in Frieden, und könnte eine Ausrede finden. Er konnte seinen widerwärtigen Herrn sie nicht zerstören lassen. Er würde es nicht.

Er wandte sich ab und streckte seine Hand vor sich aus, konzentrierte sich auf die Luft dort, um ein Portal zurück zur Hölle zu rufen.

„Wohin gehst du, Asmodeus?“ Die sanfte weibliche Stimme traf ihn unvorbereitet.

Seine Schultern verkrampften sich und seine ausgestreckte Hand zitterte.

Sie kannte seinen Namen. Sie erkannte ihn. Und sie sprach Englisch, obwohl sie in Frankreich waren.

Englisch war nicht die Muttersprache dieses Landes.

Er hatte niemals zuvor die Hölle verlassen.

Woher kannte sie ihn?

Er schaute über seine rechte Schulter und sah sie dort stehen, wo er sie verlassen hatte, aber sie guckte ihn an, ihre Hände vor ihr ineinander verschlungen, über der Stelle, wo ihr blutrotes kurzärmeliges Oberteil im Zigeunerstil auf ihre schwarzen Jeans traf.

Ein gelassenes Lächeln verzog ihre rosigen Lippen und es war in dem Moment, dass er eine unglaubliche Kraft in ihr spürte.

Er hatte niemals eine Macht wie diese in jemand anderem als dem Teufel gespürt.

Sie war stark, aber es war nicht das Böse, das durch ihre Adern floss. Es war etwas anderes. Sie war etwas anderes.

Er hatte niemals zuvor mit einer Frau wie ihr gesprochen und er war nicht sicher, wie er sie ansprechen sollte, oder ob er sich überhaupt wegen solcher Dinge Gedanken machen sollte. Er schluckte den trockenen Kloß in seiner Kehle herunter, wappnete sich gegen seine turbulenten Gefühle und sagte sich, dass er sich zusammennehmen sollte. Sie war sein Zielobjekt. Er würde den Befehl seines Herrn nicht missachten. Er würde diesem kleinen Frauchen nicht gestatten, Einfluss auf ihn zu nehmen.

Asmodeus bewegte sich, um ihr entgegenzutreten. „Wer bist du?“

„Liora“, sagte sie mit einem fröhlichen Lächeln und strahlenden Augen und streckte ihm ihre Hand entgegen. Er starrte darauf, aber er nahm sie nicht. Sie seufzte und ließ sie wieder sinken. „Du bist nicht ohne Grund gekommen … ist es wegen meiner Cousine?“

Er runzelte die Stirn. „Cousine?“

Vielleicht hätte er den Teufel um mehr Informationen über diese Mission bitten sollen, bevor er sie annahm. Warum würde er hier sein wegen ihrer Cousine, wenn er noch nicht einmal wusste, wer sie war?

Sie wusste, wer er war. Das beunruhigte ihn immer noch. Er wollte wissen, woher sie ihn kannte und warum sie nicht voller Furcht davonlief.

Die Frau, die Liora hieß, nickte.

„Serenity.“

Seine Wachsamkeit stieg augenblicklich und seine Sinne streckten sich aus, um das Gelände aufzuzeichnen, für den Fall, dass dies eine Falle war. Er starrte sie böse an und seine rechte Hand zuckte an seiner Seite, bereit, seine Klinge zu rufen, sollte er sie brauchen.

Hatte sie seine Ankunft erwartet, bereit den Köder zu spielen, damit sie ihn fangen konnten? Woher hatte Apollyon gewusst, dass sein Herr ihn frei aus der Hölle herausfliegen lassen würde?

Asmodeus holte tief Atem, um sich zu beruhigen, und schob all seine Fragen fort. Apollyon konnte nicht wissen, dass er hier war und dies war keine Falle. Es gab keinen Grund für ihn, nervös zu sein. Es musste eine vernünftige Erklärung für alles geben.

Er starrte die Frau an. Liora.

Apollyons Frau, Serenity, war die Cousine dieser Schönheit. Das ließ ihn nur noch faszinierter sein, warum der Teufel sie wollte.

Hatte er vor, Liora gegen Apollyon einzusetzen? Apollyon war der große Zerstörer, einer der mächtigsten, lebenden Engel und derjenige, der dazu bestimmt war, den Teufel zu bekämpfen und ihn innerhalb der Hölle und dem Abgrund zur Hölle unter Kontrolle zu halten.

Apollyon war auch Asmodeus‘ Bruder oder so etwas Ähnliches wie ein Vater. Das erste Mal, als der Teufel Apollyon vernichtet hatte, hatte er den Mann bis an den Rand des Wahnsinns gefoltert und dann alles das, was böse war, aus ihm herausgezogen. Der Teufel hatte dieses Blut benutzt und eine Handvoll von seinem eigenen genommen, um Asmodeus zu erschaffen.

„Du siehst Apollyon nicht sehr ähnlich. Ich habe ihn getroffen und jetzt habe ich auch dich getroffen … und du scheinst ganz anders zu sein.“ Sie musterte ihn, ihr haselnussbrauner Blick neugierig und intensiv, als sie ihren Kopf zur Seite legte. Ihr Ton hatte einen eindeutig ausgelassenen Klang, leise und hell, nicht genau die Reaktion auf ihn, die er von einer Sterblichen erwartet hatte. Sie war selbstbewusst, ruhig und ein bisschen spöttisch.

Asmodeus starrte sie ausdruckslos an. Dies war kein normales weibliches Benehmen. Er war sich nicht sicher, ob sie mit ihm flirtete. Er glaubte nicht, dass es eine Möglichkeit war, aber vielleicht tat sie es. Er hatte in solchen Dingen keine Erfahrung.

Sein Schock verstärkte sich nur, als sie ihren Blick über ihn gleiten ließ, ihn gründlich von Kopf bis Fuß musternd, ihre erstaunlichen haselnussbraunen Augen auf seinem nackten Oberkörper verweilend. Seine Handflächen schwitzten wieder und er schluckte heftig, als sein Puls sich beschleunigte.

Ihre rechte Augenbraue bog sich. „Warum hast du keine vollständige Rüstung? Apollyons Rüstung ist es. Warum hast du nur die Hüftteile und gepanzerte Stiefel … bist du unvollständig?“

Sie konnte seine Rüstung und seine Flügel sehen? Sein Zauber funktionierte nicht. Hatte er ihn am Ende doch verkehrt gemacht?

Asmodeus fluchte und schaute schnell um sich herum, auf die anderen Sterblichen.

Keiner von denen, die im Park umherliefen, schrie oder betete für die Errettung, also musste er es richtig gemacht haben.

„Zauber funktionieren bei mir nicht“, sagte sie, als ob sie seine Gedanken gelesen hätte und seine Überlegungen kannte.

War er so durchschaubar? Es gefiel ihm nicht, dass sie direkt durch ihn hindurchsehen konnte. Er erhob sich zu seiner vollständigen Größe und starrte wütend auf sie herunter.

Es verwirrte sie nicht im Geringsten. Sie ließ ihre Hände nach oben schnellen, mit nur ihrem rechten Zeigefinger ausgestreckt. Er zeigte auf den Himmel. „Unbedeutende Tatsache. Ich bin eine Hexe.“

Noch etwas Neues für ihn. Er hatte niemals zuvor eine Hexe getroffen.

Liora kam näher und studierte ihn wieder genau. „Ich habe niemals einen Klon auf diesem Niveau gesehen. Normalerweise geht etwas schief. Hat der Teufel dich wirklich aus Apollyons Blut erschaffen?“

Sie hielt inne, um Luft zu holen, runzelte die Stirn und legte ihren Kopf auf die andere Seite und ihr Blick hob sich, um sich mit seinem zu verfangen.

„Bist du so mächtig wie Apollyon … oder nicht so mächtig?“

„Mächtiger“, blaffte Asmodeus und guckte sie böse an. Er fing an, es zu hassen, wie sie Apollyon nicht nur mit ihm verglich, sondern wie sie ihn sich unterlegen und unvollkommen fühlen ließ, bloß ein Schatten eines Mannes.

Künstlich und unwirklich.

Kein Individuum.

Er wollte jetzt gehen.

Er knurrte leise vor sich hin, seine Reißzähne darauf brennend, herauszukommen, und er wandte sich von ihr ab, warf im gleichen Moment seine Hand heraus und rief ein Portal. Der schwarze, wirbelnde Strudel formte sich vor ihm. Er hatte genug von dieser Welt. Sie entsprach überhaupt nicht seinen Erwartungen. Sie war laut, hell, irritierend und ungehobelt und es gefiel ihm nicht, wie unsicher und aus dem Gleichgewicht gebracht er sich fühlte. Niemand respektierte ihn hier.

Sie könnten sich alle zum Teufel scheren.

Asmodeus grinste. Vielleicht könnte er diesen Ort zur Hölle machen und ihnen allen eine Lektion erteilen, die sie niemals vergessen würden, weil es das Letzte sein würde, was sie kennen würden, bevor sie starben. Seine Krallen schärften sich. Das hörte sich gut an.

„Warte!“ Liora packte seinen linken Arm und zog ihn zurück, ihre warmen Hände umklammerten ihn fest. „Geh nicht … bitte … ich wollte mich nicht aufdringlich anhören, oder dich verärgern.“

„Ich bin nicht verärgert“, sagte er schroff und riss seinen Arm mit einem Ruck los.

Er guckte flüchtig über seine Schulter zu ihr. Ein Fehler. Sie war ihm so nahe, und so wunderschön, als sie mit einer merkwürdigen Mischung aus Angst und Hoffnung in ihren bezaubernden Augen zu ihm hochguckte. Er sollte gehen. Er würde es, wenn er sich dazu bringen könnte, sich zu bewegen. Er fühlte sich, als ob sie ihn mit einem Zauberspruch belegt hätte und er machtlos war, ihr nicht widerstehen konnte. Sein Zorn schmolz wieder dahin, machte ihn ruhig und sanftmütig, verwirrt, warum er zunächst so zornig gewesen war. Seine Krallen schrumpften zurück und seine Fangzähne zogen sich wieder hoch.

Sie wollte, dass er wartete, also wartete er.

„Ich bin unhöflich gewesen“, flüsterte sie und hob dann ihr Kinn und ein Funke Selbstvertrauen durchbrach ihre Angst und die Hoffnung in ihren Augen. „Es tut mir leid. Es ist ein Charakterfehler. Mein Mund fängt an, wie ein Wasserall zu reden, und ich kann ihn nicht aufhalten. Ich werde es unterdrücken und nachdenken, bevor ich rede, wenn du bleibst. Es ist nur die Aufregung.“

„Aufregung?“ Das ließ ihn sich zu ihr umdrehen. Weshalb war sie aufgeregt?

Sein Verstand bot an, dass er der Grund für ihre Aufregung war. Eine dumme Idee. Niemand war jemals seinetwegen aufgeregt gewesen. Verängstigt. Entsetzt. Eine Nah-Tod-Erfahrung erlebend. Oder vielleicht eine Vor-Tod-Erfahrung, weil er normalerweise da war, um sie zu töten. Aber nicht aufgeregt.

Er hatte den flüchtigen Blick aufgefangen, den sie auf seine ausgefahrenen Krallen geworfen hatte und die Angst, die darauf gefolgt war, sie zu sehen. Es gab keine Möglichkeit, dass sie durch seine Gegenwart erregt sein könnte.

Liora nickte wieder. „Ich war aufgeregt, dich kennenzulernen.“

Das war etwas absolut Neues und es ließ ihn sich nur noch deplatzierter fühlen und verwirrt von dieser Welt und dieser gertenschlanken Frau vor ihm. „Die meisten Menschen fürchten sich davor, mich zu treffen.“

Sie zuckte ihre schmalen Schultern. „Ich bin nicht die meisten Menschen. Ich wollte mein ganzes Leben lang Engel treffen und ich habe sie studiert, so gut ich konnte und dann verliebte sich Serenity in Apollyon und ich traf einen, aber … und erzähl ihr das nicht … er scheint sehr spießig zu sein.“

Asmodeus lächelte. Er konnte nicht anders. Dieser Anblick schien auch ihr Lächeln herauszubringen. Es war dieses Mal umwerfend, als ob sie jemanden gefunden hätte, mit dem sie sich über Apollyons Fehler austauschen könnte und überglücklich war.

„Also, als ich von dir hörte, wollte ich dich wirklich treffen … weil ich mir dachte, dass du im Wesentlichen das Gegenteil von Apollyon sein würdest.“

Asmodeus zog eine Augenbraue hoch. „Böse?“

Sie hatte ihn kennenlernen wollen?

Sie lachte und der Klang schickte angenehme Schauer durch seinen Körper hindurch. „Nein. Spaß.“

Spaß? Er dachte wirklich nicht, dass sie ihn so sehen würde, wenn sie wüsste, welche Sachen er getan hatte, die er als Spaß betrachtete. Der Gedanke daran, diese lästigen Sterblichen niederzumetzeln, war Spaß. Dem Kopf eines Dämons zuzusehen, wie er in einem Lavameer abschmolz, während er ihn festhielt und ihn tiefer in das feurige Magma drängte, war Spaß.

Er hatte gesehen, was Sterbliche als Spaß bezeichneten, in dem Pool in der Hölle. Fahrrad fahren. Ponys. Diverse langweilige Sportarten zu betreiben, die keine abgeschnittenen Dämonenköpfe und Speere beinhalteten. Das, was Sterbliche als Vergnügen betrachteten, und was dem am Nächsten kam, was auch er interessant fand, war, Tiere zu jagen, und sogar das erschien lahm und langweilig, sobald er erkannt hatte, dass es Langstreckenwaffen beinhaltete und kein Kampf von Mann gegen wilde Kreaturen war, die fähig waren, zu verstümmeln oder sogar den Jäger zu töten.

Alles, was Sterbliche taten, schien hygienisch und harmlos, dazu gemacht, zu begeistern, ohne irgendein wirkliches Risiko für die Teilnehmer.

Nein, er dachte nicht, dass Liora und er die gleichen Worte benutzten, geschweige denn, die gleiche Sprache sprachen, wenn es darum ging, was Spaß war.

„Wirst du einen Moment bleiben, Asmodeus?“

Er schnaubte. „Warum?“

„Weil ich gerne mehr über dich wissen möchte.“

Er legte seinen Kopf zurück und guckte finster zum blauen Himmel hinauf. Helle Wolken sprenkelten ihn jetzt, machten ihn interessanter. Wenn er blieb, dann würde der Teufel wissen wollen, warum. Er würde misstrauisch werden.

Asmodeus erkannte, dass es ihm egal war. Der Teufel konnte die Hölle nicht verlassen. Er konnte nur seine Lakaien aussenden, um ihn zu finden, und sie waren ihm nicht gewachsen. Außerdem waren sie alle zu beschäftigt damit, Ungeziefer zu beseitigen und ihm andere Frauen zu bringen. Vielleicht würden diese Frauen den Teufel beschäftigen, während er lange genug mit Liora plauderte, um zu verstehen, warum der Teufel speziell sie wollte.

„Was möchtest du wissen?“, fragte er und senkte langsam seinen Kopf, brachte seine Augen herunter, um ihre zu treffen.

Sie war kleiner als er. So zierlich wie ihre Cousine, aber so unterschiedlich, wie er und Apollyon es waren. Er hatte Serenity im Pool gesehen, hatte sie mit Apollyon beobachtet und versucht, die Komplexität von Beziehungen zu verstehen, und was Apollyon eigentlich zu der Frau hingezogen hatte. Serenity war irritierend gut, ekelhaft süß und wirkte schwach und als ob sie Schutz brauchte, trotz der immensen Kraft, die sie befehligen konnte, wenn sie sich darauf konzentrierte.

Liora war überhaupt nicht wie sie. In einer Handvoll von Minuten hatte sie sich selbst als ein bisschen boshaft, draufgängerisch und selbstbewusst gezeigt und als eine Frau, die wusste, dass sie auf sich selbst aufpassen konnte. Sie brauchte keinen Mann, der sie beschützte.

Merkwürdig, wie das dafür sorgte, dass Asmodeus genau das tun wollte.

Liora knabberte an ihrer Unterlippe und warf dann einen weiteren flüchtigen Blick über ihn hinweg. Ihre Pupillen weiteten sich, um etwas von der Farbe in ihren Iriden zu schlucken, und ihre Zähne sanken tiefer in ihre Lippe, zerrten an ihr.

Woran dachte sie, dass ihre Erscheinung sich so drastisch veränderte?

Er war nicht an sterbliches Verhalten oder ihre Reaktionen gewöhnt, außer überwältigender Angst. Ihre Pupillen weiteten sich dann, aber er wusste ohne irgendeinen Zweifel, dass es keine Angst war, die ihre dazu brachte, sich zu weiten.

„Warum fehlen Teile deiner Rüstung?“ Ihr Blick flog zu seinem und dann wieder fort und er hatte das Gefühl, dass sie Angst davor hatte, ihn wieder zu beleidigen.

Ihm gefiel ihre Wortwahl dieses Mal sehr viel besser.

Er betrachtete sich genau, war in der Lage, hinter seinen eigenen Zauber zu sehen, auf die goldumrandeten, verschlissenen Metallstreifen, die sein schwarzes Lendentuch bedeckten und die schwarzen Lederstiefel und Beinschienen, die seine Schienbeine schützten.

„Ich habe in den Jahren meines Lebens Teile verloren, während der Kämpfe in der Hölle, gegen Engel und Dämonen.“ Asmodeus ergriff einen der spitz zulaufenden Streifen, die seine rechte Hüfte bedeckten und fuhr mit seinem Daumen über das verbeulte Metall, das ihm in den vielen Jahrhunderten seines Daseins gute Dienste geleistet hatte. Er würde nicht leugnen, dass er seine anderen Teile vermisste, wenn sie fragte. Er hatte oft daran gedacht, eine Möglichkeit zu finden, sie zurückzuholen und seine Rüstung zu vervollständigen. „Es gibt keine Möglichkeit für mich, diese Teile zurückzubekommen, es sei denn, ich fertige mir selber eine Rüstung an … oder der Teufel hält es für angebracht, mir Ersatzteile zu geben.“

„Oder du stiehlst Apollyons“, sagte sie und seine Augen schnellten hoch, um ihre zu treffen, Schock durch ihn hindurchwogend. Er berichtigte seine Beobachtung. Sie war mehr als ein bisschen boshaft. Sie war absolut schadenfroh. Ihre Wangen wurden feuerrot. „Sie würde perfekt passen.“

„Stimmt, aber ich glaube nicht, dass der Mann mir gestatten würde, einfach seine Rüstung zu nehmen. Es wäre aber die interessantere Methode, meine Rüstung zu vervollständigen.“ Ihm gefiel, wie sie dachte und wie leicht es wurde, mit ihr zu reden. Er hatte Sterbliche erlebt, die so miteinander redeten. Geplänkel. Er scherzte mit ihr und es gefiel ihm.

Ihm gefiel auch die Vorstellung, Apollyons Rüstung wegzunehmen und ihn unvollständig erscheinen zu lassen.

„Du müsstest mit ihm darum kämpfen. Bist du gut im Kämpfen?“ Sie verengte ihren Blick auf seinem, als ob sie versuchte, die Antwort darin zu entdecken.

Er nickte und streckte seine Hände aus. Seine beiden goldenen gebogenen Schwerter materialisierten sich in seinen Händen. Ihre Augen wurden größer.

„Du kannst auch zaubern!“ Sie lächelte und tat dann etwas, was er nicht erwartet hatte, und dass ihm seine Stimme raubte, sodass er ihr nicht sagen konnte, dass es keine Magie war, so wie sie sie kannte.

Sie streckte ihre linke Hand aus und fuhr mit zwei Fingern träge an der rechten Klinge entlang herunter, streichelte das Metall und folgte dem stumpfen Bogen. Ihr Lächeln wurde boshaft und sein Herz setzte einen weiteren Schlag aus und ein Teil seiner Anatomie, der niemals die Liebkosung einer Frau gekannt hatte, regte sich unter seiner Rüstung.

Asmodeus räusperte sich, schickte seine Schwerter fort und machte einen Schritt von ihr weg. Ihr Lächeln verblasste zu einem Stirnrunzeln und er konnte sehen, dass sie glaubte, sie hätte wieder etwas falsch gemacht.

Er hatte das seltsamste Gefühl, sie beruhigen zu wollen.

Was war bloß mit ihm los?

Hatte sie ihn mit einem Zauber belegt?

Die Art, wie er auf sie reagierte, faszinierte und verstörte ihn gleichzeitig. Sie hatte ihn jetzt irgendwie zweimal besänftigt, seinen dunklen Hunger nach Verstümmelung und Zerstörung ausradiert und hatte Gefühle an die Oberfläche gebracht und einen Teil von ihm, den er tief begraben hatte.

Je länger er in ihrer Gegenwart war, desto angenehmer fühlte er sich in ihrer Nähe, und desto mehr wollte er bleiben, aber er fühlte sich auch unbehaglich und wollte auch gehen und er wusste warum.

Er hatte niemals seine Unzulänglichkeiten gespürt, bevor er Liora getroffen hatte und je mehr Zeit er mit ihr verbrachte, desto deutlicher spürte er sie. Er war böse geboren worden, alles Dunkle, Grausame und Tödliche in Apollyon war in Reinform in ihn hineingebrannt. Er hatte sein Leben in der Hölle verbracht, hatte getan was ihm gefiel, von seinem Herrn dazu ausgebildet, seine finstersten Eigenschaften zu akzeptieren und anderen Schmerz und Schrecken zuzufügen.

Er war mit diesem Leben glücklich gewesen.

Asmodeus starrte in Lioras atemberaubende Augen, verlor sich von Neuem in ihnen, seine Mission vergessend und spürte, wie sich der Teil von ihm, den er jahrtausendelang versteckt gehalten hatte, wieder zu regen begann.

Es gab keinen Platz für Gutes in der Hölle. Gutes war Schwäche. Besorgnis und Fürsorge waren Fehler. Zuneigung war Sünde. Alles das machte ihn zu einem schwachen Mann, zu einem, der weder Respekt verdiente, noch die Stellung, die er innehatte. Er brauchte dies alles nicht.

Er ballte seine Fäuste und wehrte sich gegen diese Gefühle, bekämpfte sie, bis sie unterworfen waren und er sie an den Platz zurückdrängen konnte, wo sie geheim bleiben würden, verborgen vor jedermann. Versteckt vor seinem Herrn.

Der Teufel würde ihn für einen Versager halten, wenn er von ihnen wüsste.

Liora runzelte die Stirn und kam einen Schritt näher auf ihn zu, raubte seine Aufmerksamkeit und zog sie wieder auf sich.

Was würde sie von ihm denken?

Sie hielt ihn bereits für unvollständig und unecht. Ein Klon. Nur ein Schatten von Apollyon.

Er versuchte, einen Schritt zurückzumachen, um etwas Distanz zwischen sie zu bringen, aber seine Füße weigerten sich, sich zu bewegen. Er stand, sie überragend, seine Fäuste an seinen Seiten zitternd und seine Gedanken rasten mit einer Million Kilometer pro Stunde, bombardierten ihn und drohten, wieder seine weicheren, sanfteren Emotionen zu entfesseln. Was machte sie mit ihm?

Sie hob ihre rechte Hand und sein Herz legte in einem schwindelerregenden Tempo los, hämmerte gegen seine Rippen und ließ seine Gliedmaßen zittern. Schwach. Sie machte ihn schwach. Er warf einen nervösen Blick auf ihre Hand, als sie sie zu seinem Gesicht hochnahm.

Er hatte niemals die Berührung einer Frau erfahren.

Es hatte niemals jemanden gegeben, den er begehrte.

„Asmodeus?“, flüsterte sie und starrte in seine Augen hoch. „Was denkst du da drinnen? Deine Augen wirbeln wie goldenes Feuer.“

Ein Produkt seiner Emotionen. Sie entglitten seinem Griff und er hatte das seltsamste Verlangen sie und das Stückchen Gutes, das er tief ihn sich verschlossen hielt, willkommen zu heißen.

Ihretwegen.

Was wollte der Teufel von ihr? Er hatte ein Gefühl, dass er sich nicht mit ihr paaren wollte. Sie war Serenitys Cousine. Eine Hexe. Sie würde mächtige Abkömmlinge produzieren und könnte stark genug sein, um ein Kind auszutragen, aber sie würde wahrscheinlich auch gegen den Teufel kämpfen, genau wie Erin es getan hatte und sich weigern, ihr Baby herauszugeben.

Ihre weiche Hand umfing seine Wange.

Seine Augen schlossen sich gegen seinen Willen und er atmete scharf ein. Hitze breitete sich nach außen aus, von dort, wo sie ihn berührte, brandete durch seinen Körper und setzte seine Gefühle frei und sein Blut in Brand.

Egal, welche Pläne der Teufel für sie hätte, sie würden nicht eintreten.

Asmodeus würde ihn sie nicht haben lassen.

Liora würde ihm gehören.