Ihr Rächender Engel (Ihr Engel Romance Serie Buch 7) - Engel Romantik Bücher

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Ihr Rächender Engel

Nevar, einst ein stolzer Himmelsengel, ist jetzt ein Diener der Hölle und einem neuen Herrn verpflichtet — dem König der Dämonen. Verzehrt von Finsternis und getrieben davon, Rache zu nehmen, setzte er eine Reihe von Ereignissen in Gang, die den großen Zerstörer erweckten, eine Macht, die die Apokalypse herbeiführen wird. Jetzt ist er der Herr der Kreatur, und das Schicksal unserer Welt liegt in den Händen eines Engels, der nur Finsternis in seinem Herzen trägt.

Verirrt im sterblichen Reich und ohne irgendeine Erinnerung daran, wie sie dort hingekommen war, weiß Lysia nur, dass sie eine bedeutende Schlacht überlebt hat. Als sie in eine dämonische Bar hineinstolpert, eröffnet sich ihr mehr als nur eine Gelegenheit herauszufinden, was ihr widerfahren war — sie stößt auf einen dunklen und tödlichen Engelskrieger, der Feuer in ihren Adern erregt und eine seelenverbrennende Leidenschaft erweckt, die sie nicht verleugnen kann.

Kann Nevar mit zunehmender Bedrohung durch den großen Zerstörer, den Mächten des Himmels und der Hölle gegen sich und einer Schar gefährlicher Engel, die ihm auf den Fersen ist und fest entschlossen, Lysia gefangen zu nehmen, die wunderschöne Frau beschützen, die das Licht zu seiner Finsternis ist und die Kraft finden, die Welt zu retten?

genre: paranormal angel romance book
length: 112500 words / long novel
released: September 2019

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Excerpt from Ihr Rächender Engel

Es war siebenundzwanzig Tage her, ein paar mehr oder weniger, seit Nevars Herr sich dazu bequemt hatte, zu seinem Dienst zu erscheinen und ihn abzulösen, seinen Platz vor dem Kristallgemach einnehmend, in dem der Große Zerstörer schlummerte, tief im Innern der Teufelsfestung in der Hölle.

Ein Zerstörer, den Nevar erweckt hatte, indem er Asmodeus‘ und Lioras Blut in eben diesem Gemach, das er jetzt bewachte, vergossen hatte und der Herr der Kreatur geworden war, sehr zum Verdruss des Teufels.

Siebenundzwanzig Tage nervtötender Stille und Langeweile.

Nevar wurde verrückt.

Oder zumindest ein bisschen verrückter als gewöhnlich.

Er war heute ehrlich genug mit sich selbst um zuzugeben, dass er vielleicht ein bisschen verrückt gewesen war, bevor die Wache begonnen hatte, aber so etwas zu tun, war gefährlich.

Die Finsternis in ihm rankte sich nach außen und füllte seinen Verstand mit bösartigen, gezischten Worten, die ihn dazu anstachelten, Asmodeus zu finden, den elenden Engel, der ihn zu einem Monster gemacht hatte, und den tief in seiner Seele sitzenden Hunger zu befriedigen, den Bastard dafür bezahlen zu lassen.

Nevar schloss seine Augen und übte sein Atmen, füllte seine Lungen von unten nach oben und zählte bei jedem langen Einatmen durch seine Nase langsam bis fünf und bei jedem Ausatmen durch seinen Mund auch wieder. Liora hatte ihm das als Methode beigebracht, wieder Kontrolle über sich selbst zu gewinnen und seine dunkleren Triebe zu unterdrücken, wann immer sie ihn überkamen. Es war der erste Schritt in seinem Rehabilitierungsprogramm gewesen — Kontrolle zu übernehmen. Er arbeitete immer noch am zweiten Schritt — Verantwortung zu übernehmen.

Er nahm einen weiteren tiefen Atemzug und sperrte die beschwörende Stimme aus, und die andere, die ihn gerne verhöhnte.

Einst ein stolzer Engel, der dem Himmel diente und der Beschützer von Erin.

Jetzt eine verabscheuungswürdige Kreatur, die zu einem Vertrag mit einem bösen Engel gezwungen worden war, erfüllt mit Finsternis und einem endlosen, unaufhaltsamen Hunger nach Gewalt und verflucht mit einem unstillbaren Durst nach Blut.

Abhängig von Euphoria.

Genesender Alkoholiker.

Hure.

Bastard.

Das Schlimmste war, dass er sich nicht einmal dazu bringen konnte, die Schuld direkt auf Asmodeus‘ Schultern abzuladen. Etwas davon rutschte immer wieder herunter und landete wieder auf seinen. Er war derjenige gewesen, der die Hexe aufgesucht und sie gebeten hatte, den Zauberspruch auf seine Schultern zu schreiben, der ihm Kontrolle über seine Flügel gab und mehr Kontrolle über seinen eigenen Körper, es Asmodeus erschwerend, ihn zu befehligen und seine Gefolgschaft zu erzwingen.

Er war derjenige gewesen, der es dieser Hexe vergolten hatte, indem er dem dunklen Verlangen nachgekommen war, sie zu töten.

Und sie hatte es ihm zurückgezahlt, indem sie ihn mit ihrem letzten Atemzug dazu verfluchte, ein überwältigendes, niemals endendes Verlangen nach Blut zu empfinden.

Er war derjenige gewesen, der eine Möglichkeit gesucht hatte, den quälenden Erinnerungen an all die Sterblichen und Engel zu entfliehen, die er immer dann brutal getötet hatte, wenn die in ihm anwachsende Finsternis die Kontrolle übernommen hatte.

Diese Flucht war in Form von süßer Besinnungslosigkeit gekommen, die ihm von Euphoria geliefert wurde, einem starken Cocktail aus Alkohol, dämonischem Gift und Blut, entwickelt mit dem Gedanken daran, Sterbliche zu versklaven und ihnen einen Rausch zu geben, der sie die sündigen Dinge vergessen ließ, die sie taten, während sie eine Zeit lang unter dessen Einfluss standen.

Dämonengift war für Engel tödlich.

Als es ihn nur berauscht hatte, ihm die wunderschöne Flucht geschenkt hatte, nach der er verlangt hatte, und die er nicht im Alkohol allein finden konnte, hatte er erkannt, dass er nicht länger ein Engel war.

Und er hatte sich selbst mit dem Kopf zuerst in die Abwärtsspirale von Euphoria gestürzt, jede Dämonin gefickt, die es ihm im Austausch für Sex anbot. Indem er sich in diese Sucht hineinstürzte, hatte er die Linie zwischen dem Bösen und dem Guten in ihm verwischt. Er hatte die Finsternis umarmt und trug den Beweis auf seinem Körper, in Form von permanenten Krallen und schwarzer Haut, die bis zu seinen Ellbogen und Knien reichte, ein kleines Stück seiner anderen Seite, das hindurchschien.

Oh wie der Mächtige gefallen war.

Er hatte zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht den absoluten Tiefpunkt erreicht. Nein. Er war ein bisschen näher an den Tiefpunkt herangetreten, als Veiron, ein Höllenengel, der jetzt mit Nevars früherem Mündel Erin verheiratet war, ihn in einer heruntergekommenen Toilette gefunden hatte, als er eine Dämonin im Gegenzug für einen Schuss gevögelt hatte, und es sich zur Aufgabe gemacht hatte, ihn zu retten. Als Nevar sich selbst auf dem Boden dieser Toilette liegend wiederfand, in einer Lache aus dem Blut der Dämonenschlampe, war er nicht in der Lage gewesen, sich daran zu hindern, es von den schmierigen Kacheln abzulecken.

Er hatte schließlich den Tiefpunkt erreicht, als er entschieden hatte, Asmodeus‘ Schwäche herauszufinden und sie auszunutzen, und die Frau entführt hatte, in die sich sein Herr verliebt hatte, Liora, und die Hexe dem Teufel ausgeliefert hatte. Ohne Angaben von Gründen.

Und dann, als Asmodeus kurz davor gewesen war, sie aus genau dem Gemach zu retten, das sich hinter Nevar befand, hatte er sich wie ein Schatten hineingeschlichen und versucht, den Bastard zu töten.

Liora hatte versucht, Asmodeus zu beschützen. Nevar hatte sie beide auf das Schwert aufgespießt.

Ihr vereintes Blut, das sich in dem Gemach vergoss und in den Kristall eindrang, war der Schlüssel dazu gewesen, das Gefängnis des Großen Zerstörers aufzuschließen und weil seine Hand es vergossen hatte, war jetzt Nevar der Herr der Kreatur.

Er seufzte, und rieb seinen Nasenrücken.

Liora würde stolz auf ihn sein.

Sieben Monate Entziehungskur und er hatte endlich zugegeben, dass Asmodeus den Ball ins Rollen gebracht hatte, als er einen Vertrag zwischen ihnen erzwungen hatte, aber Nevar hatte das verdammte Ding angetrieben, bis es genug Geschwindigkeit aufgenommen hatte, um ernsthaften Schaden anzurichten.

Wobei Schaden eine nette Art war, um auszudrücken, dass er wahrscheinlich das Ende der Welt herbeigeführt hatte.

Nevar legte seinen Kopf zurück und starrte in die Dunkelheit. Goldenes Licht von den beiden Fackeln an der Wand hinter ihm, zu beiden Seiten der breiten Tür und von vergoldeten Drachenknochen gehalten, flackerte über die Decke. Wie oft hatte er sich selbst darin verloren, den sich verändernden Lichtbändern zu folgen? Es stand ganz oben auf der Liste, zusammen mit seiner anderen Lieblingsbeschäftigung.

Er drehte sich zur riesigen schwarzen Steintür um.

Sein jadegrüner Blick nahm langsam jeden Zentimeter der gemeißelten Oberfläche auf, die jetzt in seiner Erinnerung eingeprägt war. Sie stellte Drachen dar, die im oberen Teil der Tür die Höllenlandschaft durchstreiften und ein Monster, sehr viel größer als sie es waren, das die Ländereien verwüstete, im mittleren Bereich. Das gigantische Biest verschlang Sterbliche ebenso wie Dämonen und Engel.

Er fuhr mit seinen Fingern über die Bestie hinweg zu einer Engelsfigur, die unter deren linkem Vorderfuß zerdrückt wurde, und fuhr dann mit ihnen wieder hinauf zur anderen Figur, die sie mit den Klauen ihres rechten Fußes umklammerte.

Der Große Zerstörer.

Er war nicht sicher, was passieren würde, wenn er schließlich aus seinem Schlaf auferstehen würde, oder was seine Rolle war, wenn dieser in Erscheinung trat, aber er war sicher, es würde sehr viel interessanter sein, als seine augenblickliche Situation.

Würde es so schlimm sein, wenn er erwachte?

Der Gedanke daran, in dem beengten schwarzen Vorzimmer jahrzehntelang, jahrhundertelang oder länger Wache zu stehen, war kein willkommener. Er hätte es lieber, dass die Welt jetzt zur Hölle ging, als einen weiteren Monat durchmachen zu müssen, draußen vor dem Gemach herumlungernd, allein und gelangweilt.

Und müde.

Im Gegensatz zu seinem Herrn war die Hölle nicht seine Heimat und wenn ein Engel nicht in seiner natürlichen Umgebung war, musste er essen und schlafen.

Asmodeus schien das nie zu berücksichtigen, oder vielleicht tat er es. Vielleicht war sein elender Herr in seiner Festung, in der Mitte der Hölle, über die Tatsache lachend, dass er hier war, verhungernd und dazu bereit, seinen eigenen Arm abzunagen. Nevar widerstand dem Verlangen, seine Reißzähne in seiner Unterlippe zu versenken. Es würde seinen Hunger nicht stillen, und auch sonst zu nichts führen. Er konnte nicht durch sein eigenes Blut überleben. Er hatte sich während der letzten sieben Monate von regelmäßigen Dosen von Asmodeus‘ Blut ernährt.

Speichel sammelte sich in seinem Mund bei dem bloßen Gedanken daran, seine Fangzähne im Arm seines Herrn zu versenken und sein reichhaltiges, dickes Blut aufzusaugen.

Großartig. Asmodeus‘ und Lioras fantastischer Plan für seinen Entzug hatte ihn jetzt zu einer Art pawlowschem Hund verwandelt, der Speichel absonderte, allein bei dem Gedanken daran, von seinem Herrn trinken zu dürfen.

Er seufzte wieder und fuhr mit seinen Fingern am gezackten Rücken der Bestie herunter, die in die Tür gemeißelt war.

Vielleicht gab es einen Grund, warum Asmodeus ihn hier fast einen ganzen Monat lang allein gelassen hatte.

Liora hatte Nevar gesagt, dass er, da er jetzt von Dämonenblut entwöhnt worden war, im nächsten Schritt vollständig von Blut entwöhnt werden würde.

Es sähe dem Mistkerl von einem Engel ähnlich, zu beschließen, dass die beste Art, das zu tun die war, ihn hier beim Gemach abzuladen, und ihn für einen Monat dort zurückzulassen, wohl wissend, dass er Anweisung hatte, es nicht unbewacht zu lassen.

Wusste Liora, was ihr Mann tat? Er bezweifelte, dass die hübsche kleine Hexe so einen Schachzug gutheißen würde.

Jedes Mal, wenn Nevar auf ihrer Burg gewesen war, ihr und Asmodeus dabei zusehend, wie sie versuchten, sie wieder aufzubauen, hatte sie ihn mit sterblichem Essen vollgestopft und ihm gesagt, dass er bei Kräften bleiben musste. Natürlich guckte ihn Asmodeus, immer wenn die Hexe Aufhebens um ihn machte, zornig an und Nevar zahlte es ihm zurück, indem er ihre Aufmerksamkeit aufsaugte und ihr schmeichelte, damit sie ihm mehr davon schenkte, sie Asmodeus wegnehmend.

Das Zeichen auf seiner Brust pulsierte, Feuer blitzte darüber hinweg und seine Finger verkrampften sich an der Hinterhand der Bestie auf der Tür.

Er knurrte und befahl dem Brustharnisch und dem Rückenschild seiner rotumrandeten schwarzen Rüstung mit der Kraft seiner Gedanken zu verschwinden, seine nackte Brust enthüllend. Violettes Licht zeichnete das runde Zeichen direkt über seinem Herz nach. In der Größe seiner Handfläche stellte es eine schlangenartige Bestie mit einem Reptilienkopf dar, ausgestattet mit scharfen Reißzähnen und sechs gebogenen Hörnern. Flügel folgten dem geschwungenen Bogen ihres schuppigen Körpers und ihrem mit Widerhaken versehenen Schwanz. In der Mitte des Zeichens, umklammert von den Drachenkrallen, war eine perfekte Nachbildung von Lioras Pentagramm — dasjenige, das er zerstört hatte.

Die Flügel des Drachen verschoben sich und er knirschte mit den Zähnen gegen den glühenden Schmerz, der als Reaktion wie ein Blitz über seine Brustmuskeln loderte. Er presste seine Hand auf das Zeichen, atmete durch seine Todesqual hindurch, und benutzte die gleiche Technik, die er gebrauchte, wenn er versuchte, die Kontrolle zu behalten.

Die Bestie beruhigte sich und sein Herz beruhigte sich mit ihr, verlangsamte sich wieder zu seinem normalen Rhythmus.

Es war nicht das erste Mal, dass sich das Zeichen verschoben hatte. Es bewegte sich von Zeit zu Zeit, als ob es so ruhelos war wie er.

Nevar behielt seine Hand über dem Zeichen und legte seine andere auf das Relief auf der Tür, die genau zusammenpassten. Der Große Zerstörer.

Wäre es so schlecht, wenn er erwachte?

Er könnte ihn bekämpfen oder ihn kontrollieren oder etwas in der Art, als sein Herr.

Es würde auf jeden Fall besser sein als sein Wachdienst.

Nevar schob die schwere Steintür auf und betrat das helle Kristallzimmer. Die zerklüfteten Wände hatten das strahlendste, blendendste Weiß, das ihn an den Himmel erinnerte und in seinen Augen brannte. Sie gewöhnten sich langsam daran und erlaubten ihm, mehr vom Zimmer zu sehen. In der Mitte stand ein erhöhtes, rechteckiges Podium aus reinem, durchsichtigen Kristall. Links davon, auf dem Zimmerboden, war ein stumpfer Fleck, wo er Asmodeus‘ und Lioras Blut vergossen hatte und es in den Kristall eingedrungen war.

Er bewegte sich weiter in den Raum hinein und blieb über dieser Stelle stehen, sah auf sie herunter und auf seine Füße, die in Stiefeln steckten.

Rot wirbelte immer noch innerhalb der Kristallschichten umher.

Es war jetzt weiter von der Oberfläche entfernt. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, das Gemach jeden Tag zu betreten, um zu sehen, ob das Blut tiefer in den Kristall hinein versank und es endete immer damit, dass er sich fragte, ob es auf einen bestimmten Punkt weit außerhalb seines Blickfeldes zusteuerte, sich langsam einen Weg an jeder Spalte und Schicht entlang herunter bahnte, zum Großen Zerstörer.

Der Teufel war geheimnisvoll wie immer gewesen, als Nevar und Asmodeus ihn nach mehr Details über den Zerstörer befragt hatten, Antworten gebend, die keine Erleuchtung lieferten. Nevar wusste immer noch nicht, ob der Zerstörer tatsächlich unter all den Kristallschichten unter ihm war, oder ob er mit diesem Ort von einem weit entfernten aus, den nur der Teufel kannte, verbunden war.

Nevar setzte sich auf die erhöhte Steinplatte, schwang seine Beine hoch und legte sich darauf, zur leuchtenden Decke starrend.

Licht tanzte über die Kristalldecke und reflektierte Regenbogenfarben wie das Polarlicht. Jedes Mal, wenn er unruhig wurde, kam er an diesen Platz und legte sich für eine Weile hin. Es war friedlich und beruhigend und eine dringend benötigte Ablenkung von seinen bedrückenden Gedanken.

Jedes Mal, wenn er in diesem Zimmer war, fühlte er sich anders. Er konnte jedoch nicht genau sagen, warum das so war. Die einzige Art, auf die er es sich erklären konnte, war, dass er sich nicht länger allein fühlte. Da war eine Präsenz in diesem Zimmer, die ihn beruhigte und das Loch in seiner Brust füllte, eines, das an ihm nagte, wenn er außerhalb der Zimmerwände war.

Seine Augen schlossen sich und er öffnete sie gewaltsam, gleichzeitig ein Gähnen unterdrückend.

Nevar legte seine Hände auf seine Brust, über das Zeichen dort und versuchte, die helleren Lichtflecken zu verfolgen, während sie langsam über das Kristall tanzten wie Glühwürmchen. Seine Augenlider senkten sich wieder, schwerer dieses Mal. Er bemühte sich, sie anzuheben und starrte schläfrig an die Decke, als sie unscharf wurde, verwackelte und umherwirbelte.

Seine Augen schlossen sich.

Schmerz jagte über seine Brust.

Nevar runzelte die Stirn und rieb das Zeichen. Verdammtes Ding.

Er zog eine Grimasse und öffnete dann seine Augen. Das Kristallzimmer rückte wieder ins Blickfeld zurück. Er war eingeschlafen gewesen.

„Mist“, knurrte er und setzte sich auf, schwang seine Beine über den Rand des Podests und schaute schnell nach links und erwartete Asmodeus dort in der Türöffnung, finster blickend.

Sie war leer.

Nevar schnaufte, stützte seine Hände auf den Podestrand, neben seine nackten Oberschenkel und schaute auf seine Knie herunter.

Der Teil von ihm, der froh war, dass sein fauler Herr ihn nicht schlafend während des Dienstes erwischt hatte, rang mit dem Teil, der fauchte, dass es typisch für Asmodeus war, nicht aufzutauchen, um ihn abzulösen.

Er könnte hier unten sterben und es würde Jahrzehnte dauern, bevor Asmodeus es mitbekam.

Der Bastard war so damit beschäftig, Liora beizubringen, wie sie seine Bücher über Magie las, und ebenso beschäftigt mit ihr, dass ihn nichts anderes interessierte, nicht einmal der Auftrag, den der Teufel ihm, als einem seiner Diener, gegeben hatte.

Nun, Nevar interessierte sich für nichts anderes, als etwas zu trinken zu bekommen.

Tief einatmen und ausatmen.

Er musste nicht trinken.

Sein Magen knurrte und seine Reißzähne juckten, der eine nach Alkohol lechzend und der andere nach Blut. Er ignorierte beide und glitt vom Podest herunter, auf seinen Füßen landend. Er guckte herunter auf seine violettumrandeten, schwarzen Beinschienen, die seine Schienbeine schützten und auf seine schwarzen Lederstiefel. Der Kristall unter ihnen schimmerte und Licht pulsierte von seinen Füßen nach außen.

Sein Kopf schwamm und sorgte dafür, dass das Zimmer sich drehte.

Nevar lehnte sich zur Unterstützung gegen die Kristallbank zurück.

Er brauchte keinen Drink, aber er musste essen. Wenn er nicht bald aß, würde er ohnmächtig werden und wozu wäre er dann als Wachtposten gut?

Er musste weg von diesem Ort und aus der Hölle herauskommen, fort vom Teufel, der es zu seinem Lieblingsprojekt gemacht hatte, Nevar während der letzten Monate verrückt zu machen, indem er ihn in seinem Verstand verhöhnte.

Weg von Asmodeus, seinem Mistkerl von einem Herrn.

Er brauchte etwas Freiheit und Luft.

Er musste fliegen.

Er brauchte eine Pause.

Nur eine Kleine.

Vielleicht würde es Asmodeus aufmerken, und ihn seinen Dienst ernster nehmen lassen. Der Teufel hatte Asmodeus verboten, die Hölle ohne seine Erlaubnis zu verlassen, und das bedeutete, der Engel würde seinen Herrn um besagte Erlaubnis bitten müssen, um Nevar zu verfolgen und würde erklären müssen, was geschehen war. Der Teufel würde wahrscheinlich Asmodeus bestrafen.

Asmodeus würde auf jeden Fall Nevar bestrafen, aber das würde es wert sein.

Keine Bestrafung, die Asmodeus oder der Teufel zufügen könnten, würde schlimmer sein als das, was er bereits erduldete.

Er war hungrig, hatte Durst auf Blut und war nicht in der Lage, das stille Verlangen nach einem Schuss Euphoria, das ihn seit einer gefühlten Ewigkeit geritten hatte, abzuschütteln. Es machte ihn verrückt und er befürchtete, er würde durchdrehen, wenn er hier unten noch viel länger allein blieb, und dass er in der sterblichen Welt enden würde, Jagd auf eine Dämonenschlampe machend.

Er würde diese beiden Verlangen zurückweisen, war im Moment stark genug, aber er konnte das Verlangen nach einem Drink und etwas Nahrung nicht verleugnen.

Er ging mit großen Schritten zur Tür des Kristallzimmers, warf noch einen Blick hinein und zog dann die Tür zu, das Licht aussperrend.

Er warf seine freie Hand vor sich, ein Portal rufend. Schwarzer Rauch kräuselte sich aus dem Nichts und wirbelte wie ein Strudel, wurde dichter, als das Portal sich ausdehnte, um seinem ein Meter achtzig großen Körper zu entsprechen, und weitete sich genug, um ihn hindurchzulassen.

Er ließ die Tür los und konzentrierte sich auf sich selbst, benutzte einen Bruchteil seiner Macht, um zuerst den Rücken- und Brustharnisch seiner Rüstung wieder anzubringen, und warf dann einen Zauber, der seine Erscheinung für sterbliche Augen verändern würde. Er kleidete sich in schwarze Jeans, ein dunkelgraues T-Shirt und Armeestiefel, und verbarg die Glasachathaut, die über seine Ellbogen reichte und die schwarzen Krallen, die seine Finger bestückten.

Er fuhr mit diesen Fingern durch die unordentlichen, ungleichmäßigen Strähnen seines silberweißen Haars und strich es zurück, um sicherzustellen, dass es seine kleinen Hörner vor unsterblichen Augen verbarg. Er hasste es, wenn Leute im Wolke Sieben sie anstarrten und hinter seinem Rücken über ihn tuschelten und meistens waren es die Hörner, die sie zum Reden veranlasste. Das Letzte, was er heute Nacht brauchte, war jemand, der ihn in Rage brachte, wenn er schneller reizbar war als gewöhnlich, wegen der überwältigenden Kombination aus Verlangen nach Fusel, Blut, Euphoria und Nahrung.

Er hatte im Augenblick das Engelsäquivalent von niedrigem Blutzucker und lief Gefahr, den Kopf von jedem abzureißen, der ihn auch nur merkwürdig anschauen würde.

Nevar trat in das Portal und aus ihm heraus, auf eine breite Gasse in London.

Das Neonschild über dem kräftigen, glatzköpfigen Türsteher schien auf ihn herunter wie ein Licht vom Himmel.

Wolke Sieben.

Ein Drink, etwas zu essen und dann würde er sich wieder direkt zurück auf den Weg zur Hölle machen. Ehrenwort. Das Gemach würde ihn nicht vermissen. Sein Herr würde es definitiv nicht.

Nevar grinste und ließ seine kurzen Reißzähne aufblitzen.

Die Party konnte beginnen.