Ihr Dunkler Engel (Ihr Engel Romance Serie Buch 1) - Engel Romantik Bücher

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Ihr Dunkler Engel

Apollyon, ein seit Jahrhunderten in der Hölle gefangener Engel, ist es leid, den Teufel zu bewachen. Er sehnt sich danach, auszubrechen und den Wind in seinen Federn zu spüren, aber er kann die endlose Dunkelheit nicht ohne Erlaubnis von oben verlassen. Als er spürt, dass jemand ihn ruft, ergreift er die Chance auf Freiheit, aber entdeckt bald, dass der Ruf von einer wunderschönen Frau kam, über die er von der Hölle aus gewacht hatte. Eine Frau, die ihn verzaubert, und die dunkelsten Begierden seines Herzens erweckt.

Serenity ist schockiert, als ein überaus sinnlicher, schwarzgefiederter Engel in ihrer Stadt Paris auftaucht und behauptet, dass sie ihn gerufen hat, wo sie doch nur einen einfachen Vergeltungszauberspruch aufgesagt hatte. Er ist kein Geringerer als der Todesengel! Als der ungemein attraktive Krieger anbietet, ihr zu gehorchen und ihr Rache zu verschaffen, kann Serenity der Versuchung nicht widerstehen, aber kann sie sich gegen die verbotenen Gelüste wehren, die der dunkle Engel in ihr erregt?

Gefühlsintensiv und leidenschaftlich, ist ‚Ihr dunkler Engel‘ eine Geschichte von Verlangen und der innigsten verbotenen Liebe, die Ihr Herz garantiert zum Rasen bringen wird.

genre: paranormal angel romance book
length: 31000 words / novella
released: August 2019

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Excerpt from Ihr Dunkler Engel

Die Bilder in dem hellen Pool flackerten mit Lichtgeschwindigkeit an Apollyons Augen vorbei, aber er konnte sie alle sehen, konnte sich auf jedes einzelne konzentrieren und es einen Moment anhalten, um zu verstehen, was in der Szene geschah. Er hatte, seit die Ewigkeit begonnen hatte über Sterbliche gewacht, hatte zugesehen, wie die Welt sich veränderte und seine Gattung vergaß.

Niemand glaubte mehr an Engel.

Und sein Meister hatte ihn seit langen Jahrhunderten nicht mehr aus dem Abgrund der Hölle herbeigerufen.

Trotzdem wartete Apollyon darauf, dass dieser Ruf käme, vertrauensvoll und geduldig, seiner Aufgabe verpflichtet, sogar als andere um ihn herum sich entschieden, nach ihren eigenen Regeln zu leben. Viele seiner Kriegerkameraden waren weich geworden und waren sterblichen Frauen verfallen, ihre Hingabe schwankend und ihre Verpflichtung sich ihrer Liebe wegen verändernd. Er würde nichts dergleichen tun. Er war an Sterblichen nicht interessiert.

Sein Blick aus dunkelblauen Augen huschte um den silbernen Pool herum, die Geschichte verfolgend, die dieser aufzeichnete, und für einen Moment bei den Bildern innehaltend, die ihn interessierten. Kriege. Tod. Blutvergießen. Es war etwas, das sich niemals änderte. Eines Tages würde ihn sein Gebieter rufen und die Erde würde die wahre Bedeutung von Zerstörung verstehen.

Der Pool warf fahles Licht auf ihn, während er in dessen Nähe kauerte, seine Ellbogen auf seinen Knien ruhend, seine Hände vor ihm baumelnd. Die komplizierte Goldarbeit auf den schwarzen Beinschienen, die seine Schienbeine schützten und die Armschienen um seine Unterarme fingen das Licht ein und glänzten.

Mit einem Seufzer breitete er seine gewaltigen, schwarzgefiederten Flügel aus und stand auf. Er streckte sich, was die Brustplatte seiner Rüstung sich anheben ließ, als er seine Arme hob und starrte dann das endlose Schwarz über sich an. Die Höllenfeuer brannten in seinem Rücken. Ihr Rauch füllte die Höhle, ließ ihn sich danach sehnen, auf die Erde zu gehen. Es war eine Ewigkeit her, seit er die Höhle verlassen, und seine Flügel ausgebreitet hatte, die erfrischende Luft eingeatmet und gespürt hatte, wie sie ihm entgegenschlug. Er sehnte sich danach, sich wieder hoch über die Städte zu erheben, unbemerkt und unerkannt und mit den Engeln zu reden, die auf der Erde wandelten und über die Sterblichen wachten.

Er sehnte sich danach, frei von den beißenden Höllenfeuern zu sein.

Apollyon war im Begriff sich umzudrehen und an den Rand der Höhle zu gehen, als sein blauer Blick an etwas im Pool hängenblieb. Er runzelte die Stirn und ging wieder in die Hocke. Die langen Strähnen seines schwarzen Haars fielen nach vorn, als er sich über den Pool beugte und vor sich auf das Bild starrte, das er angehalten hatte.

Eine einzelne Frau.

Er sah sie oft. Sie ging dieser Tage gerne allein im Park spazieren und ihr Gesichtsausdruck war manchmal gequält, als ob sie eine schwere Last auf ihrem Herzen trug. Was dachte sie, wenn sie so aussah? Der Park war nicht der einzige Ort, an dem er sie bemerkt hatte. Er hatte sie auch indirekt gesehen, sie aus einer Menschenmenge herausgepickt oder sie durch ein Bild hindurchgehen sehen, das ihn interessiert hatte, und jedes Mal war ihr sein Blick gefolgt, bis sie aus dem Blickfeld verschwunden war.

Sie stand und starrte zum Eiffelturm hoch, mit dem Rücken zu ihm und der Lufthauch erfasste ihr kurzes rotes Kleid und zerzauste ihr langes blondes Haar. Er musste ihr Gesicht nicht sehen, um zu wissen, dass sie es war. Kein anderer Sterblicher fesselte ihn, wie sie es konnte.

Rosen umrahmten den Anblick, verdeckten viel von ihren Beinen. Er neigte seinen Kopf zur Seite und ließ seinen Blick über das wandern, was er sehen konnte. Er hatte sie niemals so angezogen gesehen. Sie hatte in der Vergangenheit immer Lagen von Kleidung getragen, ihre Beine bedeckt und mit einem dicken schwarzen Mantel, der ihre schlanke Gestalt umhüllte. Die Jahreszeiten waren so schnell vorbeigegangen und er hatte nicht bemerkt, dass es auf der Erde beinahe Sommer war. Das Bild änderte sich, schwenkte die Länge des Eiffelturms nach oben und er wollte, dass es zu ihr zurückkehrte, bis er den blauen, sich über der Turmspitze ausdehnenden Himmel sah.

Apollyon streckte die Hände nach dem Pool aus, wollte unbedingt diesen Himmel berühren und die Sonne spüren, die auf seine Flügel herunterbrannte, während er flog.

Das Bild trieb davon, abgelöst von einer Reihe anderer, an denen er kein Interesse hatte. Es war Sommer. Er stand auf und stellte sich vor, in diesem blauen Himmel zu fliegen und wie beglückend es sein würde. Er stellte sich ganz Paris vor, ausgestreckt unter ihm. Er war nie dort gewesen, aber er kannte es gut von den Bildern, die er gesehen hatte. Wie würde es sein, eine solche Stadt zu sehen?

Solch eine Frau leibhaftig zu sehen?

Er schüttelte diesen Gedanken ab und rief sich in Erinnerung, dass er kein Interesse an sterblichen Frauen hatte.

Wenn es so war, warum hörte sein Herz auf, zu schlagen, wann immer er sie sah?

Apollyon schaute wieder in den Pool zurück und wandte sich dann davon ab. Er war seinem Herrn verpflichtet. Er musste hier bleiben, Hüter des Abgrunds der Hölle, die beißenden Höllenfeuer ertragend, bis sein Meister ihn rief.

Er lachte.

Niemand würde ihn rufen. Er würde den Rest der Ewigkeit, gefangen in seiner eigenen persönlichen Hölle verbringen.

Ein finsterer Fluch ging ihm leicht von der Zunge und ein Geräusch wie Donner grollte in der Ferne.

Ein bekanntes Gefühl bildete sich in seinem Inneren, ein Gefühl, als ob jemand seinen Namen sagte. Er lauschte, versuchte, die Stimme seines Herrn zu hören, wusste, dass er derjenige sein würde, der ihn rief. Es war nicht deutlich.

Er spürte den Ruf, aber konnte nicht erkennen, woher er kam.

Apollyon packte sein Schwert, schnallte die Scheide an seine Taille und wartete nicht darauf, dass der Ruf erneut kommen würde. Das war seine Chance, der Hölle zu entfliehen und er würde sie ergreifen. Sein Herr rief ihn von irgendwoher. Er hatte eine Mission, endlich.

Er breitete seine Flügel aus und erhob sich mit einem einzigen kraftvollen Schlag in den Himmel. Der Wind, den sie verursachten, blies den dunklen Rauch zurück und sie hoben ihn höher und höher, bis er die Decke seines Gefängnisses erreichte und eine Hand danach ausstreckte. Der schwarze Fels brach vor ihm auf und er drehte sich und flog hinauf, schneller jetzt, wo er einen Spalt blauen Himmels über sich sah. Hunderte Meter Gestein zogen mit einer verschwommenen Geschwindigkeit an ihm vorbei und schließlich brach er hindurch, in die frische Luft. Er schoß nach oben, seine schwarzen Flügel wild gegen die warme Luft schlagend und nicht aufhörend, bis er die Wolken erreichte.

Apollyon schwebte dort, warf den Blick seiner dunkelblauen Augen auf die Welt zu seinen Füssen, der kalte Wind durch sein langes schwarzes Haar wehend. Es war so wunderschön, wie er es in Erinnerung hatte, sogar noch schöner. Die Städte, die die Sterblichen gebaut hatten, faszinierten ihn. Er schoß tiefer herab, nach seinem Auftrag suchend und auf den Ruf seines Herrn horchend. Er hatte viele Städte in dessen Namen zerstört und viele Sünder in den Abgrund der Hölle geworfen. Er hatte sogar den Teufel bekämpft und ihn vernichtet.

Er runzelte die Stirn, als er die Stadt sah.

Paris.

Das Verlangen, zum Eiffelturm zu gehen, und die sterbliche Frau zu finden war stark, aber er widerstand ihm und flog über die Stadt, versuchte seinen Herrn zu finden. Der Ruf war jetzt leiser und schwer zu orten. Er brannte in ihm, unerbittlich und trieb ihn dazu an, zu suchen, sogar als er anfing, sich zu fragen, ob er für immer suchen würde, und ob dies ein grausamer Scherz war, weil er geflucht hatte.

Der Teufel würde so etwas Abscheuliches tun. Er hatte eine starke Stimme und konnte sie gut herausschleudern. Er hatte Apollyon immer versprochen, dass er für all die Male bezahlen würde, die er ihn zurück in die Hölle geworfen hatte.

Apollyon schoß tiefer herab, durchdrang mühelos die wärmere Luft, sich an dem Gefühl erfreuend, wie sie seine schwarzen Federn kitzelte und über seine Haut wusch. Sich drehend, machte er einen Sturzflug auf eine Seitenstraße herunter, tief über die Köpfe der Sterblichen fliegend, was einen böigen Wind gegen sie wehen ließ. Er lächelte, als sie aufkreischten und ihre Kleider packten, um sie festzuhalten. Es war verkehrt, so ein kindisches Vergnügen aus solchen Dingen zu gewinnen, aber alle Engel neigten dazu, ihre Unsichtbarkeit zu missbrauchen.

Ein starkes Schlagen seiner Schwingen und er stieg wieder auf. Er landete auf dem Dach eines alten, hellen Steingebäudes und guckte über die Stadt in Richtung des Eiffelturms. Er durchbohrte den klaren Himmel, der Fuß von üppigem Grün umgeben. Er war im Begriff, dorthin zu fliegen, als er das Gefühl hatte, dass jemand wieder seinen Namen sagte.

Apollyon konzentrierte sich, die Stirn runzelnd, als er versuchte, die Richtung zu erkennen, aus der es kam. Sein Blick schoß zum Eiffelturm zurück. Von dort?

Er rannte zum entfernten Rand des Gebäudes und sprang herunter, wartete, bis er nah an den steinernen Bodenplatten des Platzes unten war, bevor er seine Flügel ausbreitete und mit ihnen schlug, gerade über den Platz schießend, nur ein paar Meter über dem Boden. Er zog den Kopf ein und schlängelte sich durch die Menschen hindurch und kam an einem grasbewachsenen Ufer heraus. Der Fluss war vor ihm und dahinter der Eiffelturm. Er flog direkt darauf zu und kam dann mitten in der Luft zu einem abrupten Halt, als er den Ruf wieder hörte. Es war hinter ihm.

Er inspizierte die Menschen, die unter ihm waren. War sein Herr dort, mitten unter ihnen, ihn rufend?

Sein Herr hatte etliche Verkleidungen. Apollyons Augen huschten über die Sterblichen, hielten für kaum eine Sekunde auf jedem Gesicht inne. Keiner von ihnen passte zu der Erinnerung, die er von seinem Herrn hatte.

Der Ruf kam dieses Mal deutlicher, in seinem Herz schlagend. Sein Blick schoß in die Richtung, aus der er gekommen war und seine Augen weiteten sich.

Sie?

Eine blonde sterbliche Frau stand unten, neben den Springbrunnen, mit dem Rücken zu ihm und die warme Brise spielte mit dem kurzen Rock ihres dunkelroten Kleides. Die Wasserstrahlen des Springbrunnes spritzten hoch, die Tröpfchen wurden vom Wind erfasst und setzten sich auf seine Haut, als er in seine Richtung blies.

Apollyon blickte finster.

Es musste das Werk des Teufels sein.

Er hatte sie beobachtet, hatte geflucht, und dann hatte sie ihn gerufen. Es war lächerlich. Kein Sterblicher hatte die Macht, einen Engel zu rufen, und er hatte keinen anderen Meister gehabt, seit die Ewigkeit begonnen hatte, und die Engel einen Pakt mit ihm geschlossen hatten.

Vorsichtig stürzte er herab, näher an sie heran, wenige Meter über ihrem Kopf schwebend. Hatte sie ihn gerufen?

Sie hob ihre Hand an ihr Gesicht und behielt sie dort. Er konnte nicht sehen, was sie tat. Ihre Schultern hoben sich und eine Welle des Schmerzes und Zorns überschwemmte ihn. Sie litt.

Er landete mitten auf der Brücke, die über den Fluss führte, hinter ihr, und stieg von der Mauer herunter, seine Erscheinung verändernd, während er das tat. Seine Flügel wollten nicht verschwinden und es brauchte einige Schritte in ihre Richtung, bevor er sicher war, dass die Sterblichen sie nicht sehen konnten, und dass sein Zauber Gestalt annahm. Er veränderte seine Kleidung, tauschte seine Rüstung mit einem edlen schwarzen Anzug mit schwarzem Hemd und einer dunkelblauen Krawatte, und strich dann sein langes schwarzes Haar zurück und band es in seinem Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammen.

Schließlich lüftete er den Zauber, der ihn für das sterbliche Auge unsichtbar machte, und ging lässig auf sie zu. Er nahm das blaue Taschentuch aus seiner Tasche, näherte sich ihr von hinten und zögerte nur einen Moment, bevor er ihre Schulter berührte.

„Geht es Ihnen gut?“, sagte er auf französisch, hoffend, dass er die richtige Sprache erwischt hatte und die richtigen Worte. Er hatte seit sehr langer Zeit mit niemandem mehr gesprochen und obwohl er die modernen Sprachen kannte, hatte er sie niemals angewendet.

Sie berührte wieder ihr Gesicht, ihr langes blondes Haar ein Vorhang, hinter den er nicht sehen konnte, und schniefte. Als sie sich zu ihm umdrehte, lächelte sie. Ihre haselnussbraunen Augen leuchteten zuerst auf, angesichts des angebotenen Taschentuchs und wanderten dann langsam seinen Arm entlang nach oben zu seiner Brust und dann zu seinem Gesicht. Sie war in natura noch viel schöner, ihre Gesichtszüge weich und ihre Augen rund. Sie könnte selbst ein Engel sein. Es war ihm nicht bewusst gewesen, wie viel kleiner sie sein würde als er. Sie war mindestens einen Kopf kleiner, und auch zierlich.

In dem Moment, in dem ihr Blick seinen traf, änderte sich ihr Gesichtsausdruck. Ihre Hand hielt inne, kurz bevor sie das Taschentuch nahm und Horror füllte ihre Augen.

„Gehen Sie weg.“ Ihr Französisch hatte einen schrillen Ton voller Panik und dann stürmte sie auf die Brücke zu.

Sie blickte flüchtig über ihre Schulter und ihre Geschwindigkeit erhöhte sich. Es war leicht, den Abstand, der zwischen ihnen war, zu verringern. Seine Schritte waren länger als ihre und ihre kleinen Sandalen mit Absatz waren offensichtlich nicht für eine schnelle Flucht gemacht.

„Lassen Sie mich in Ruhe.“

Warum rannte sie?

Menschen starrten, flüsterten miteinander. Sie machte eine Szene und er war nicht ganz sicher warum.

„Gehen Sie weg!“ Sie drehte sich, um ihm entgegenzutreten, und wich dann zurück, die Angst immer noch hell in ihren Augen. Sie verdunkelten sich, als sie die Stirn runzelte und redete, als ob sie einen Fluch ausstieß. „Abaddon.“

Er hatte diesen Namen seit langer Zeit nicht mehr gehört.

Sie wusste, dass er ein Engel war.

Wie? Hatte sein Zauber versagt? Es war Jahrtausende her, dass er einen Zauber hatte aussprechen müssen. Er guckte sich nach den zuschauenden Sterblichen um. Keiner von ihnen sah ängstlich aus. Wenn sie einen Engel vor sich sehen könnten, wie sie es konnte, dann würden sie genauso reagieren wie sie. Die Menschen würden schreien, dass die Apokalypse bevorstand, und dass die Welt untergehen würde. Er würde in ernsthaften Schwierigkeiten mit seinem Herrn sein.

Er erinnerte sich, dass sie ihn gerufen hatte. Konnte sie durch seinen Zauber sehen? War sie irgendwie anders als die anderen Sterblichen?

„Ich will nicht sterben“, murmelte sie, beinahe flüsternd und warf einen ängstlichen Blick in seine Richtung.

Das funktionierte nicht so, wie er es erwartet hatte. Sie hätte eigentlich nicht in der Lage sein sollen zu erkennen, dass er ein Engel war. Sie hätte eigentlich sein nettes Angebot eines Taschentuches annehmen sollen, um ihre Augen zu trocknen, und ihm sagen sollen, warum sie weinte, damit er herausfinden konnte, was er hier tat, und ob ihm jemand einen Streich spielte.

Tränen flossen ihre Wangen herunter und sie schlang ihre Arme um sich, machte sich klein und brachte ihn dazu, ihr helfen zu wollen und irgendwie ihr Leiden zu lindern. Welcher Schmerz auch immer sie hatte weinen lassen, er war immer noch stark in ihrem Herzen, quälte sie. Er konnte es spüren. Es gab irgendeine Verbindung zu ihr, die ihm einen Einblick in ihre Gefühle gab, eine Ahnung, dass sie ihn brauchte, und dass sie dazu bestimmt gewesen waren, sich heute hier zu treffen.

Es war lächerlich.

Ein Sterblicher konnte ihn niemals rufen. Sie hatten die Stimme nicht.

Er war zu lange allein gewesen und träumte dies alles, sah Dinge, wie er sie sehen wollte und nicht mit offenen Augen.

Es gab nur eine Möglichkeit herauszufinden, ob sie ihn irgendwie gerufen hatte. Er hatte gehofft, durch zwanglose Konversation dahinterzukommen, aber das war jetzt keine Option.

Es war Zeit für eine direktere Vorgehensweise.

Er machte einen Schritt auf sie zu und sie wich wieder zurück, beide Hände ausstreckend, als ob diese Geste allein ihn aufhalten könnte, falls er ihr zu nahe kommen wollte.

„Bitte“, flüsterte sie und schüttelte ihren Kopf, was weitere Tränen ihre blassen Wangen herunterstürzen ließ.

„Lassen Sie sie in Ruhe.“ Ein korpulenter Mann ging auf ihn los.

Apollyon verlor die Geduld und streckte seine Hand aus, winkte damit der versammelten Menge zu. „Es gibt hier nichts Interessantes zu sehen.“

Deren Gesichtsausdrücke erschlafften und sie bewegten sich wie eine Masse, drifteten vorüber und wieder zurück in ihr eigenes Leben, gingen an ihm und der sterblichen Frau vorbei, als ob sie nicht einmal dort wären.

„Oh Gott, du wirst mich umbringen.“

Er blickte sie finster an. „Warum sagst du so etwas?“

„Es ist das, was du tust.“ Es war ein Vorwurf in ihrer Stimme und ein Hauch von Unerschrockenheit.

Mut angesichts des Todes?

Vor einem Augenblick war sie vor ihm geflüchtet und jetzt sah sie aus, als ob sie bereit war zu kämpfen.

„Ich habe so etwas seit einer sehr langen Zeit nicht mehr getan.“ Er seufzte. Er würde es nie hinter sich lassen. Verbringe ein paar Jahrhunderte als Todesengel und niemand vergisst es. Jedermann vermutet, dass du immer noch verantwortlich dafür bist, den Sterblichen den letzten Lebenshauch zu nehmen. Immerhin war es besser als das andere Gerücht, dass er der Teufel wäre. „Es gibt ein Geschwader von Engeln, die das jetzt machen.“

Sie sah nicht so aus, als ob sie ihm glaubte. Ihre Hände vor ihr zitterten.

„Ich habe nicht um meine Kräfte gebeten. Bitte, bring mich nicht dorthin.“

„Wohin?“ Seine Geduld ließ langsam wieder nach und er schien nicht in der Lage zu sein, seine Frage herauszubringen. Er rekapitulierte nochmals, was sie gesagt hatte.

Kräfte?

„Alle Höllenfeuer sind in deinem Schlepptau… Ich will da nicht hingehen. Ich habe nichts Falsches getan.“

Apollyon sah hinter sich. Alles was er sehen konnte, war Paris. Den Rand der Steinbrücke und den unergründlichen Fluss und die Stadt dahinter.

„Du hast eine Gabe.“ Er schaute wieder tief in ihre haselnussbraunen Augen. Sie nickte. Hatte sie ihn so gerufen? Er runzelte die Stirn, guckte hinter sich zu den Springbrunnen am anderen Ende der Brücke und dann zu ihr. „Was hast du da gemacht?“

Sie guckte an ihm vorbei, blinzelte ein paar Mal, und dann hoben sich ihre Augenbrauen. „Nichts eigentlich, über das Leben nachdenken, nehme ich an, und wie beschissen es ist.“

„Du hast um nichts gebeten?“ Er ging näher auf sie zu und dieses Mal wich sie nicht zurück. Sie guckte den Springbrunnen weiter mit großen Augen an. Tränen umsäumten ihre dunklen Wimpern. All ihre Angst verschwand und der Schmerz kehrte zurück. Sie presste ihre Hände an ihre Brust und er spürte den Schmerz in ihr aufsteigen, sie überwältigend.

„Rache“, flüsterte sie und ihr Blick huschte zu ihm. „Ich habe um Rache gegen den Bastard gebeten, der mich betrogen hat.“

Betrogen? Ein Sünder?

Sie hatte um Vergeltung gebeten und er hatte sie gehört, und er hatte sich genötigt gesehen, zu antworten und ihren Auftrag anzunehmen. Er konnte es nicht. Einen Vertrag mit ihr zu schließen würde den zwischen ihm und seinem Herrn brechen.

Apollyon guckte sie an, betrachtete ihre blasse Schönheit genau.

Sie hatte ihn gerufen und er war gekommen. Sie war jetzt seine Herrin. Er hatte den Auftrag und den Vertrag angenommen, in dem Moment, in dem er die Hölle verlassen hatte.

Er würde dafür Ärger bekommen.

Es war jedoch eine Weile her, dass er auf der Erde gewesen war und obwohl die Engel, die über die Sterblichen wachten, jetzt die alten Sünden tolerierten und sie erst beim Tod berücksichtigten, anstatt den Sünder während seines Lebens zu bestrafen, hasste er einige von ihnen immer noch.

Untreue insbesondere.

„Bist du wirklich hier, um mich zu töten?“

Apollyon lächelte und ein Hauch Farbe streifte seine Wangen. „Du hast mich gerufen und ich kam zu dir, nicht um dein Leben zu nehmen, sondern um dein Leiden zu lindern.“

Sie schluckte und sah aus, als ob sie abstreiten würde, dass ihr etwas wehtat. Apollyon machte einen Schritt auf sie zu und berührte ihr Gesicht. Ihre Haut war warm, weich und fühlte sich gut unter seinen Fingerspitzen an. Er streichelte ihre Wange, legte seine Finger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf, sodass ihre Augen sich trafen.

„Was immer er dir angetan hat, ich werde ihn dafür leiden lassen, aber kein Mann ist diese Tränen wert. Dein Herz wird mit der Zeit heilen und du wirst wieder lieben.“

Ihre braunen Augen guckten forschend in seine.

Apollyon starrte tief in sie hinein, fühlte eine seltsame Wärme, die an seiner Hand entlanglief, dort wo seine Fingerspitzen ihr Gesicht berührten. Sie jagte durch ihn hindurch und ließ sich schließlich in seiner Brust nieder, brannte dort, Gefühle wachrüttelnd, die er längst vergessen geglaubt hatte.

„Ich werde dir die Rache verschaffen, die du begehrst.“

Diese Worte hörten sich, für seine Ohren, weit entfernt an, obwohl seine Lippen sie ausgesprochen hatten.

Er hatte sich in ihren Augen verloren, in der Art und Weise, wie sie ihn ansah, mit soviel Wärme. War es Dankbarkeit, die sie so gucken ließ?

Oder war es etwas anderes?

„Bist du eine Göttin?“, flüsterte er, versuchte, seine Gedanken auf Kurs zu halten und auf seine Mission gerichtet.

Sie schüttelte den Kopf, bewegte seine Finger dadurch und leckte über ihre Lippen. Er beging den Fehler sie anzugucken, beobachtete, wie ihre weiche pinkfarbene Zungenspitze über sie hinweg glitt. Eine Woge des Hungers fegte durch ihn hindurch und er nahm seine Hand fort, schockiert von der Stärke seines Verlangens und dessen Plötzlichkeit.

„Ich bin eine Hexe“, sagte sie sachlich, mit einem kleinen Schulterzucken.

Apollyon starrte sie an. Beging er einen schrecklichen Fehler, indem er ihr half? Ein Teil von ihm wollte, dass er ging, bevor es zu spät war, und er sich zu stark auf sie einlassen würde.

Er konnte es aber nicht.

Sie hatte ihn verzaubert.

Und er war ihr Sklave.