Ihr Beschützender Engel (Ihr Engel Romance Serie Buch 4) - Engel Romantik Bücher

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Ihr Beschützender Engel

Eine Liebe, die so stark ist, dass sie den Himmel und die Hölle erschüttern wird.

Marcus, ein Schutzengel, der für seine Pflicht lebt, tut alles, worum ihn der Himmel bittet, aber sogar seine Loyalität hat ihre Grenzen. Als sein Vorgesetzter ihm befiehlt, Amelias Vertrauen durch Verführung zu gewinnen, beginnt Marcus seine Mission zu hinterfragen und seine Gefühle für die wunderschöne Frau, über die er seit ihrer Geburt gewacht hat.

Amelia ist von einer schlechten Beziehung in die nächste gerutscht, sodass sie, als ein hinreißender Typ nebenan einzieht, der wie der perfekte Mann aussieht, hofft, er wird sich nicht auch als weiterer schwarzer Ritter in Verkleidung herausstellen. Aber es steckt mehr hinter Marcus als man auf Anhieb erkennen kann, und als er sie vor drei dämonischen Männern rettet, wird Amelia in seine albtraumartige Welt hineingestoßen. Auf der Flucht vor dämonischen Engeln und dem Teufel selbst, und unterstützt von Engelskriegern und ihren erstaunlichen Frauen, entdecken Marcus und Amelia eine Liebe, die für die Ewigkeit bestimmt ist.

Werden Marcus und Amelia, als die Stärke dieser Liebe auf die Probe gestellt wird, ihren Kampf ums Überleben allen Widrigkeiten zum Trotz gewinnen, oder werden sie in einem tödlichen, ewig währenden Spiel zwischen Himmel und Hölle verlieren?

genre: paranormal angel romance book
length: 112000 words / long novel
released: September 2019

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Excerpt from Ihr Beschützender Engel

Marcus streckte seinen linken Arm über seinem Kopf aus, auf den Kissen seines Doppelbetts, vergrub die Finger seiner rechten Hand in seinem allzu langen schwarzen Haar und starrte in die tiefe Dunkelheit seines Schlafzimmers. Das offene Fenster zu seiner Linken ließ schwaches Licht von der Straße weit unten einfallen, aber es durchdrang kaum die Dunkelheit und war nicht der Grund, warum er das Schiebefenster gegen Mitternacht angehoben hatte. Der stickige Sommertag hatte einer schwülen Nacht Platz gemacht, die keine Anzeichen machte, sich abzukühlen, bevor die Dämmerung hereinbrach und die den nächsten unerträglich heißen Tag ankündigte. Eine leichte Brise wehte durch das offene Fenster, erfrischte ihn, als sie die linke Seite seines nackten Körpers liebkoste. Die Hitze war nicht das Einzige, was ihm den Schlaf raubte.

Das Hämmern kam wieder, dieses Mal hartnäckiger und Marcus biss die Zähne zusammen, um seine wachsende Irritation zurückzuhalten, seine Konzentration vollständig auf den Flur draußen vor seinem Apartment gerichtet. Der Mann hatte jetzt seit beinahe zwanzig Minuten die Tür seiner Nachbarin attackiert, Marcus aufgeweckt und ihn sofort in schlechte Stimmung versetzt, die sich allmählich zu einem Verlangen verschlechtert hatte, etwas Vernunft in den Sterblichen hineinzuprügeln.

Er holte tief Luft, hielt sie einen Moment an, in einem vergeblichen Versuch, die Kontrolle über seine Laune zurückzugewinnen, und atmete dann langsam aus. Der Mann schleuderte der Tür seiner Nachbarin eine weitere Reihe ohnmächtiger Drohungen entgegen und Marcus‘ Zorn schoß wieder in die Höhe. Seine silberblauen Augen glitten zur Digitaluhr auf seinem Nachttisch. Die Anzeige verhöhnte ihn mit der unmenschlichen Uhrzeit, die dieser Mann sich ausgesucht hatte, um seine bittere Enttäuschung nicht nur der Frau, sondern dem ganzen Apartmentkomplex kundzutun. Drei Uhr morgens.

Wegen der Schwüle, die keine Anzeichen machte nachzulassen, und die es unmöglich gemacht hatte, Ruhe zu finden, hatte Marcus nur einige wenige Stunden geschlafen. Er hasste es, früh aufzuwachen, besonders, wenn er in der Hölle feststeckte, die als das Reich der Sterblichen bekannt war.

Der Mann hämmerte wieder, erschütterte die Wand mit einem Beben, das Marcus erreichte. Er war keine Bedrohung für die Frau, weil sie nicht dumm genug war, ihre Tür zu öffnen, aber es ging Marcus trotzdem auf die Nerven.

Er wurde richtig zornig, als der Mann sie mit unflätigen Anschuldigungen anbrüllte.

Alle von ihnen falsch.

Marcus hatte Amelia ihr ganzes Leben lang gekannt, obwohl sie ihn erst seit diesem letzten Monat kannte. Er hatte über sie gewacht und sie war eine reine Seele mit fürchterlichem Pech, wenn es um Männer ging und der Mann, der ihre Tür zerlegte, verdiente sie nicht.

Unfähig, es eine weitere Sekunde zu ertragen, und Amelias stärker werdende Angst durch die Wand spürend, die ihre beiden Apartments miteinander verband, erhob sich Marcus vom Bett und warf ein paar dunkelgraue Jogginghosen über. Mühelos ging er durch seine unbeleuchtete Wohnung, ohne sich um die Lampen zu kümmern, da er sich leicht einen sicheren Weg um die Möbel herum vorstellen konnte, ohne ihn zu sehen, und entriegelte seine Haustür. Er riss sie auf und machte einen Schritt in den tristen cremefarbenen Flur auf der anderen Seite hinaus, sein Blick sich sofort auf den Sterblichen heftend, der es wagte, seinen Schlaf zu unterbrechen und Amelia zu bedrohen.

Der dunkelhaarige Mann guckte ihn an.

Marcus starrte abweisend zurück.

„Was ist dein Problem, Kumpel?“ Die Finger des Mannes ballten sich an seinen Seiten zu Fäusten. Marcus nahm alles an ihm in weniger als einer Sekunde zur Kenntnis.

Er war betrunken. Er war scharf auf einen Kampf. Und er war ein Narr, der dachte, er würde mit dieser Art von Pöbelei Amelia zurückgewinnen. Oberflächlich betrachtet, wollte der Mann sie aus der Fassung bringen und sie verletzen, aber Marcus konnte hinter die Fassade sehen, zur zarten Hoffnung im Herzen des Mannes, dass Amelia wieder ihm gehören würde.

Das war etwas, was Marcus niemals erlauben würde.

„Du.“ Marcus kniff seinen Nasenrücken, rieb sich den Schlaf aus den Augen und lehnte sich dann zurück an den Türpfosten, seine Arme über seiner nackten Brust verschränkend und schlug die Beine an seinen Knöcheln übereinander.

Der Mann betrachtete ihn für einen Augenblick und drehte sich dann wieder zu Amelias Tür zurück.

„Ich denke, du solltest jetzt gehen.“ Marcus machte einen Schritt nach vorne und zog die Aufmerksamkeit des Mannes wieder auf sich, damit der nicht erneut gegen die Tür hämmern, und Amelias Angst vergrößern würde. „Bevor die Angelegenheit außer Kontrolle gerät.“

Der Mann lächelte und Belustigung berührte seine dunkelbraunen Augen. „Was willst du deswegen tun? Sie ist meine Freundin … nicht deine. Verpiss dich wieder zurück nach drinnen und halt dich aus meinen verfluchten Angelegenheiten heraus, bevor ich dir die Nase breche.“

Marcus seufzte. Er hatte den Mann gewarnt. Er hatte sich an die Regeln gehalten. Seine Geduld ging langsam zu Ende, und er musterte den Mann wieder, seine dunklen Jeans und das lockere T-Shirt wahrnehmend, das seine Statur verbarg, die die Hälfte von seiner war, und die Art, wie seine Fäuste zitterten, während er Amelias Tür anbrüllte. Marcus war sich nicht sicher, wie er den Mann davon überzeugen sollte, zu gehen, ohne Gewalt anzuwenden. Er könnte ihn zwingen, aber seine Mächte für so eine niederträchtige Kreatur in Anspruch zu nehmen, war unter seiner Würde und würde nichts dazu beitragen, dem Mann eine Lektion im Benehmen Frauen gegenüber zu erteilen.

Der Mann hämmerte wieder gegen die Tür, bevor Marcus ihn aufhalten konnte, dieses Mal heftig genug, dass das weiß gestrichene Holz unter dem Angriff ächzte und er Amelia nach Luft ringen hörte.

„Das reicht.“ Marcus machte einen weiteren Schritt vorwärts und der Mann holte zum Schlag gegen ihn aus. Marcus wich seiner Faust aus, umklammerte mit seiner linken Hand das Handgelenk des Mannes und verdrehte dessen Arm hinter seinem Rücken. Der Mann beugte sich nach vorne, um zu vermeiden, dass seine Schulter aus der Gelenkpfanne heraussprang, von Marcus abgewendet, und ächzte vor Schmerz. Marcus starrte wütend auf seinen Hinterkopf. „Ich sagte, du sollst gehen.“

Der Mann wehrte sich in seinem Griff, aber beruhigte sich, als Amelias Apartmenttür sich ein paar Zentimeter öffnete, und sie angestrengt um diese herum guckte. Marcus starrte sie an, beobachtete finster die Tränen, die auf ihren erhitzten Wangen Streifen hinterließen und die Angst in ihren grauen Augen, und packte den Arm des Mannes fester, bis er ein weiteres, ihn tief befriedigendes Grunzen von sich gab.

„Was willst Du?“, flüsterte sie, ihre Stimme heiser und bebend.

Es passte nicht zu Amelia, auszusehen, als ob sie vor irgendetwas Angst hatte. Marcus hatte gesehen, wie sie Angelegenheiten mit ihren Ex-Freunden Auge in Auge ausfocht, ohne eine Spur von Angst, aber der hier hatte sie aus dem Konzept gebracht. Erschöpfung schimmerte in ihren grauen Augen, verlieh ihnen einen kalten Ausdruck, den er zuvor noch nicht gesehen hatte. Ihr Blick folgte Marcus‘ Arm nach oben, verweilte einen Augenblick auf seinem nackten Oberkörper und erreichte dann sein Gesicht.

„Es tut mir leid, wenn er dich geweckt hat.“ Ihr sanfter Ton ließ etwas von seinem Zorn verschwinden.

Marcus lockerte seinen Griff um das Handgelenk des Mannes, aber hielt ihn weiterhin fest. „Es ist kein Problem. Ich konnte nicht dabeistehen und nichts tun.“

Der Mann drehte sich genug, um über seine Schulter wieder Marcus anzuschauen, und dann drehte er seinen Kopf zu Amelia herum.

„Oh, ich verstehe, was los ist. Mit mir Schluss machen und dann auf den nächsten Kerl umsteigen, richtig? Du hast ihn wahrscheinlich von dem Moment an gevögelt, in dem er einzog. Nun, ich bin sicher, Meister Muskelprotz ist ein großartiger Fang ...“ Der Mann wand sich aus Marcus‘ Griff und stolperte ein paar Schritte vorwärts, bevor er sich aufrichtete. „Aber ich werde das hübsche Gesicht, das er hat, verschandeln müssen.“

Marcus reagierte instinktiv und schleuderte dem Mann seine linke Faust entgegen, um seinen Angriff zu kontern. In dem Moment, in dem er es tat, spürte er, wie die Kraft aus seinem Arm herausfloss, und stieß härter zu. Er hatte sich zurückgehalten, um zu vermeiden, den Sterblichen ernsthaft zu verletzen, aber jetzt, da der Himmel ihm seine unvergängliche Kraft genommen hatte, musste er das Gegenteil tun, und alles geben, was er hatte.

Er lehnte sich zurück, um dem Faustschlag des Mannes auszuweichen, während er immer noch mit seiner eigenen Faust vorwärtsdrängte und sie hart gegen den Kiefer des Mannes wuchtete, seinen Kopf zur Seite schmetterte und ihn gegen die cremefarbene Wand krachen ließ. Der Mann prallte davon ab, schlug gegen das dunkle Treppengeländer gegenüber und brach dann in einem unschönen Haufen auf dem Holzboden des Korridors zusammen.

„Mist.“ Schmerz schoß an jedem Knochen von Marcus‘ Hand und an seinem Arm entlang nach oben zu seinem Ellbogen. Es hatte tatsächlich wehgetan.

Der Mann stöhnte und schleppte sich auf seine Füße und Amelia zögerte in der Türöffnung zu ihrer Wohnung, sah aus, als ob sie sich nicht entscheiden konnte, ob sie ihm helfen, oder sich zurückhalten sollte. Marcus schüttelte seine Hand und wartete darauf, dass etwas passierte. Statt der sofortigen Bestrafung, die er erwartet hatte, war da nur Stille, als der Mann sowohl ihn, als auch Amelia unnachgiebig anstarrte und dann die Treppen zum nächsten Stockwerk herunter stolperte.

Marcus wartete noch.

Ein Teil von ihm konnte nicht glauben, dass er einen Sterblichen geschlagen hatte und der Rest konnte nicht glauben, dass er nicht bestraft wurde.

Der Himmel hatte seine Kräfte in dem Moment eingeschränkt, in dem er sich unbewusst dazu entschieden hatte, den Mann zu schlagen, hatte ihm lediglich die Kraft eines Sterblichen gelassen, und ihn somit selbst einem Angriff ausgesetzt. Der Fausthieb hatte ihn verletzt. Vielleicht war das Strafe genug. Vielleicht war all das hier Bestrafung für seine Vergehen.

Marcus sackte gegen die Wand und stieß einen Seufzer aus, seine verletzte Hand an seine Brust drückend, überzeugt davon, dass der Himmel ihn schon bald zu sich rufen würde, um ihm einen scharfen Verweis zu erteilen. Er hatte einen Akt der Gewalt begangen, gegen jemanden, der als unschuldiger Mensch betrachtet werden könnte. Marcus konnte nicht so von diesem Mann denken. Er war widerlich und gemein, trachtete danach, Amelia zu erschrecken und ihr wehzutun. Marcus hatte nur seine Pflicht getan, indem er sie beschützte.

Er öffnete seine Augen und schaute zu ihr hinüber, dort wo sie am Geländer stand, in das Treppenhaus hinunterspähend, ihre Hände die hölzerne Brüstung umklammernd.

Sein Blick driftete über ihr schulterlanges glattes, dunkles Haar herunter zu dem pflaumenfarbenen Slip, der ihre sinnlichen Kurven betonte, zu der schlanken Länge ihrer Beine. Sie war so zart und rein. Zierlich, aber mit starkem Herzen. Ihre Furcht war jetzt verschwunden, ließ die selbstbewusste Frau zurück, die er gewohnt war, in ihr zu sehen.

Sie schaute zu ihm herüber und seine Augen fielen auf ihre nackten Füße. Er guckte stirnrunzelnd auf die Tätowierung auf ihrem linken Knöchel. Ein Engelskopf? Das mollige geflügelte Baby sass direkt über ihrem Fußknöchel, starrte zu ihm zurück. Er lächelte. Glaubte sie, dass seine Gattung so aussah? Das Bild, das Menschen von Engeln hatten, könnte nicht falscher sein. Es belustigte ihn, nahm ihm den Schmerz und drängte ihn in seinen Hinterkopf.

Seine Kraft kehrte zurück und der Schmerz wurde dumpfer, ließ nur ein sanftes Pochen und gequetschte Fingerknöchel zurück, als Erinnerung an das, was er getan hatte.

„Das tut mir wirklich leid.“ Amelias sanfte Stimme stahl sich in seine Gedanken und er guckte flüchtig zu ihr hoch. Sie ging durch den Flur zu ihm und schaute prüfend auf seine linke Hand. „Du solltest da ein bisschen Eis drauf legen.“

Marcus betrachtete seine roten Fingerknöchel genau. War das, was Menschen in so einer Situation taten? In seiner Welt hatten sie Engel mit der Fähigkeit, andere zu heilen. So ein Engel könnte dieses Problem ganz einfach für ihn beseitigen. Sogar, wenn er keinen finden konnte, würden die roten Male in weniger als einem Tag verschwunden sein. Die überragende Heilungsfähigkeit seines Körpers würde sie schnell ausradieren.

„Möchtest du auf einen Kaffee oder einen Drink hereinkommen? Es ist das Wenigste, was ich tun kann, als Entlohnung dafür, mein Held zu sein.“

Marcus starrte sie an. Kaffee war eine Entlohnung dafür, ein Held zu sein? Er hatte sich solche Drogen seit langer Zeit nicht mehr gegönnt und obwohl er von der sexuell stimulierenden Wirkung wusste, die Koffein auf seine Gattung hatte, hatte er kein Interesse daran, mit Amelia Kaffee zu trinken. Er war sich nicht sicher, was zwischen ihnen passieren würde, wenn er das tat, aber es würde sicherlich peinlich für ihn sein.

„Nein, danke“, sagte er und als sie aussah, als ob sie einen Grund für seine Ablehnung brauchte, fügte er hinzu: „Er wird mich wachhalten.“

Sie schien immer noch nicht befriedigt. Sie trat von einem Fuß auf den anderen, ihr Blick zu ihren Händen vor sich huschend, und schaute dann wieder direkt in seine Augen.

„Wie wäre es, wenn ich dann stattdessen diese Fingerknöchel mit Eis kühle?“

Marcus spähte in ihr schwach beleuchtetes Apartment und dann zurück zu ihr und fing die Angst in ihren Augen auf, als sie das Treppenhaus herunter guckte. Sie hatte Angst, dass der Mann zurückkommen, und wieder anfangen würde, sie zu belästigen. Er würde ihr Angebot annehmen, aber nicht, weil er sie brauchte, um ihm bei seiner Heilung zu helfen. Er würde mit ihr gehen, weil er sehen konnte, dass der Mann gewonnen, und sie erschüttert hatte, und dass sie ihn bat, für ein Weilchen bei ihr zu bleiben, weil sie Angst hatte.

Es war seine Pflicht, sie zu beschützen. Heute Nacht könnte sich diese Pflicht dazu ausweiten, sie ein bisschen genauer zu bewachen, als sonst. Sobald sie sich beruhigt hatte und sich bei der Vorstellung, allein zu sein, wohlfühlte, würde er sich verabschieden.

Er nickte, als ihre Aufmerksamkeit wieder zu ihm zurückkehrte.

Amelia ging voran in ihre Wohnung, ihn zurücklassend, um darüber nachzugrübeln, was er heute Nacht getan hatte, und über seine Pflicht.

Sie verdiente Besseres.

Ein besseres Leben.

Das war der Grund, warum er hier war – um dafür zu sorgen, dass sie in Sicherheit war, und um über sie zu wachen. Sie vor den widerlichen Typen zu beschützen und vor etwas anderem.

Um ihr dieses bessere Leben zu geben.

Er war sich dessen sicher.

Marcus folgte ihr zur Küche, bemerkte, dass der Grundriss ihrer Wohnung sich geringfügig von seiner unterschied, während er durch das helle, quadratische Wohnzimmer ging. Es gab hier keine Fenster, genau wie in seinem, weil das Schlafzimmer und Badezimmer die Außenwand ihm gegenüber säumten. Deren Anordnung in der Wohnung waren in seiner genau umgekehrt. Er starrte durch die offene Tür des Zimmers zu seiner Rechten. Ihr Schlafzimmer war neben seinem und das Kopfende ihres Bettes stand an der Wand. Sie schlief ganz in seiner Nähe, trotzdem konnte er sie nicht spüren, wenn er im Bett war, konnte sie auf der anderen Seite nicht wahrnehmen. Bei solcher Nähe hätte er dazu in der Lage sein sollen, selbst wenn ihre Duftmarke durch ihren Schlaf gedämpft war. Sein Blick blieb auf der langen cremefarbenen Couch hängen, im Winkel zum Fernseher stehend, der sich rechts von ihm, in der Wohnzimmerecke befand. Ein Kissen lag auf einer Sofalehne und eine zusammengeknüllte dunkelblaue Decke lag am anderen Ende.

Schlief sie auf der Couch?

Er guckte wieder ins Schlafzimmer hinein und schaute fragend auf die glatten Bezüge auf dem Doppelbett.

Konnte er sie deswegen nicht spüren, wenn er in seinem Schlafzimmer war?

Damals, als er vom Himmel aus über sie gewacht hatte, hatte sie immer in ihrem Bett geschlafen.

War in der letzten Zeit etwas geschehen, was das geändert hatte? Wenn es so war, musste es in den letzten Monaten passiert sein, als er im Reich der Sterblichen gewesen war. Wenn er hier war, konnte er nicht über sie wachen, wie er es im Himmel getan hatte, sie durch Gebäude beobachtend, indem er die Macht benutzte, die den Engeln seiner Abteilung gewährt wurden. Er musste sie physisch sehen.

Amelia kam wieder aus dem Zimmer zu seiner Linken zurück. Er riss seinen Blick vom Schlafzimmer und dem Badezimmer daneben los und ging weiter durch das Zimmer zu den offenen Doppeltüren, die in die Küche führten. Ihre kleine Küche war heller als seine, die Geschirrschränke eine helle Holzsorte mit Edelstahlgeräten.

Ein vorheriger Besitzer seiner Wohnung hatte es für elegant gehalten, eine dunkle Küche zu haben. Marcus hielt es für unpraktisch. Es war ein Albtraum, sie sauber zu halten, also hatte er es, kurz nachdem er eingezogen war, aufgegeben, sich selbst zu verpflegen, und hatte sich darauf verlegt, Speisen zum Mitnehmen zu essen, Fertiggerichte oder er aß außer Haus.

Marcus lehnte sich gegen die Arbeitsplatte, seine Hand pochte. Es war eine Weile her, dass er körperlichen Schmerz empfunden hatte. Er konnte sich nicht an das letzte Mal erinnern, als es wehgetan hatte, jemanden zu schlagen.

Er konnte sich nicht an das letzte Mal erinnern, dass er mit jemandem gekämpft hatte.

Amelia legte ein rot-weißkariertes Geschirrtuch auf die Seite und leerte mehrere Eiswürfelbehälter darauf aus. Sie nahm die Enden zusammen und drehte den Stoff, um das Eis darin zu behalten, und kam dann zu ihm herüber. Er zuckte, als sie seine Hand nahm, ihre Finger sanft darunter schob, sodass sie seine Handinnenfläche leicht streiften, und hob sie. Hitze wanderte an seinem Arm entlang nach oben und es hatte dieses Mal nichts mit dem Schmerz zu tun.

Sie legte den Eisbeutel auf seine Fingerknöchel und er spürte die Kälte überhaupt nicht. Er starrte auf ihre verschlungenen Hände, versuchte inständig, zu enträtseln, wie sie ihn mit einer nur leichten Berührung gewärmt hatte, und war wegen seines kräftigen Herzschlages gegen seine Brust beunruhigt. Sie schaute in seine Augen hoch, ihre grauen wieder voller Wärme, die ihre feinen Gesichtszüge weich werden ließ und seine Aufmerksamkeit fesselte.

„Danke.“ Sie schaute wieder weg, ihr Blick kurz auf ihre Hände und den Eisbeutel fallend, und dann seine Augen treffend. Sein Schmerz ließ augenblicklich nach, vertrieben von der Hitze ihrer Berührung und ihrem besorgten Gesichtsausdruck und er staunte über die Wirkung, die sie auf ihn hatte. Es war nicht wirklich. Konnte es nicht sein. Sie war seine Mission und das war alles, was sie jemals sein könnte. Sobald er seine Aufgabe erfüllt hatte, würde er endlich seine Versetzung beantragen und sie niemals wiedersehen. Ihr Daumen berührte leicht seinen und Feuer flirrte über seine Haut. „Es tut mir wirklich leid, dass er dich geweckt hat, und dass du ihn schlagen musstest.“

„Ich sagte, nicht der Rede wert.“ Marcus hätte den Mann nicht schlagen müssen. Er hätte ihn zwingen können aufzuhören, aber er hatte instinktiv reagiert und aus irgendeinem Grund, war der Instinkt da gewesen, ihn zu schlagen. Er konnte sich an eine Million Situationen mit Sterblichen erinnern, als er in Gefahr gewesen war und sie genötigt hatte. Warum nicht dieses Mal?

Hatte Amelias Gegenwart als Zeugin ihn davon abgehalten?

Oder war sie der Grund, warum er den Mann geschlagen hatte?

Er war von Zorn erfüllt gewesen, aufgebracht wegen dem, was der Mann über ihn und Amelia gesagt hatte, zur Gewalt getrieben durch eine Handvoll Worte.

Er war Amelias Beschützer. Ihr Hüter.

Er war nicht ihr Geliebter.

Ihre Fingerspitzen berührten leicht seine Handinnenfläche, als sie den Eisbeutel wegnahm und seine linke Hand untersuchte. Ein Schauer tänzelte über seinen Arm und an seiner Wirbelsäule herunter, und seine Schulterblätter juckten. Er nahm seine Hand von ihr weg und rollte seine Schultern, versuchte, die Spannung abzubauen, die sich dort aufbaute.

Seine Flügel wollten herauskommen.

„Wie fühlen sie sich an?“

Marcus‘ Kopf schnellte hoch, seine Augen hefteten sich auf Amelia. Seine Flügel? Sie nickte in Richtung seiner Fingerknöchel und Erleichterung fegte durch ihn hindurch.

„Gut“, sagte er gedankenverloren und atmete langsam, um sein rasendes Herz zu beruhigen.

Es gab keine Möglichkeit, dass sie von seinen Flügeln wissen konnte, aber für einen Augenblick hatte es sich angefühlt, als ob sie seine Gedanken gelesen hätte. Es war schon eine Weile her, dass seine Flügel herauskommen wollten. Nachdem er fünf Jahrhunderte gelebt hatte, in denen sie versiegelt gewesen waren, hatte er sich daran gewöhnt, dass sie nicht da waren. Es war merkwürdig gewesen, sich wieder an sie zu gewöhnen, als der bindende Fluch vor mehr als dreißig Jahren angefangen hatte, seine Wirkung zu verlieren. Die meiste Zeit war er zufrieden damit, sie physisch zu verstauen, wie er es jetzt tat. Es erforderte Konzentration, ihr Verschwundensein aufrechtzuerhalten, aber es bedurfte weniger Energie, als sie mit einem Zauber vor menschlichen Augen zu verstecken, und es war weitaus einfacher, sich im sterblichen Reich zu bewegen, ohne sich darüber Sorgen zu machen, versehentlich etwas mit ihnen umzuwerfen.

„Geht es dir gut?“ Amelia beugte sich zu ihm, unterbrach seine Sicht auf seine Fingerknöchel und ersetzte sie durch eine gänzlich angenehmere auf ihr Gesicht und auf ihren Ausschnitt.

Marcus starrte ihre prallen, vollen Brüste an, sein Puls sich wieder beschleunigend, und wendete dann seine Augen ab. Frauen hatten kein Schamgefühl. Es war kein Wunder, dass sein Herr entschieden hatte, dass sie ihm nicht dienen sollten. Sie waren gerissen, manipulierend, eine Ablenkung und wurden von den meisten als Ursprung allen Übels betrachtet.

„Ja, gut“, wiederholte Marcus und nahm ihr den Eisbeutel ab, presste ihn auf seinen Handrücken, wenn er ihn eigentlich in seine Jogginghose stecken wollte, um seine Libido unter Kontrolle zu bringen.

Seine Kriegerkameraden hatten ihn vor Frauen gewarnt, besonders vor denen, die so wunderschön waren wie Amelia, und er glaubte, was sie gesagt hatten, voll und ganz. Frauen waren gefährlich. Er würde jedoch nicht schwankend werden. Amelia war seine Mission und seine Treuepflicht gehörte seinem Herrn und seine Loyalität seiner Pflicht und nichts würde das ändern.

Sobald diese lästige Mission beendet war, würde er zum Himmel zurückkehren und um seine Versetzung bitten, wie ursprünglich geplant, und würde sich in die Gruppe der Soldaten einordnen, die das Himmelreich vor Eindringlingen und Kriegen beschützten. Er würde das beschützen, an das er glaubte. Nicht diese sterbliche Welt, sondern seine Welt.

Er hatte niemals zuvor einen Menschen körperlich bewacht, war aber sicher, dass seine Aufgabe, als ihr Zimmernachbar zu fungieren, ein Zeichen dafür war, dass seine Mission fortschritt und er bald davon befreit sein würde.

Er konnte es nicht erwarten, nach Hause zurückzukehren.

„Wie fühlst du dich?“ Marcus nahm den Eisbeutel von seiner Hand und legte ihn auf das Edelstahl-Spülbecken neben ihm.

Amelia zuckte die Schultern. „Besser, glaube ich.“

Sie sah nicht besser aus. Der erschöpfte Ausdruck war wieder in ihren Augen zurück, nahm ihnen die Wärme und er ertappte sich dabei, dass er sich wünschte, sie zu trösten.

„Er wird nicht zurückkommen.“ Seine Worte hatten den gewünschten Effekt und sie wurde für einen kurzen Moment heiterer und dann verschwand es wieder.

„Das weißt du nicht.“ Sie schloss ihre Augen und schüttelte ihren Kopf. „Ich gerate immer an die Falschen.“

Marcus drehte sich um und hielt seine Hand unter kaltes Wasser, ließ es die Spur von Blut auf seinen Fingerknöcheln abwaschen. Als er nach dem Wasserhahn griff, um ihn wieder zuzudrehen, fühlte er Amelias Augen auf seinem nackten Rücken, sich in seine Schultern bohrend, und zögerte einen Moment. Würde sie die Zeichen erwähnen, die er gezeigt hatte, indem er ihr leichtsinnigerweise den Rücken zugekehrt hatte?

„Es wird nicht lange dauern, bis ich dich auch vertreibe.“

Diese Worte, leise gesprochen, veranlassten ihn, sie über seine Schulter anzuschauen und ein Stirnrunzeln zog seine dunklen Augenbrauen fest zusammen. Sie senkte ihren Blick und traf dann seinen mit einer Entschlossenheit, die ihn nicht überraschte. Das war die Amelia, die er kennengelernt hatte, in diesen vergangenen drei Jahrzehnten. Stark, fähig, allem offen zu begegnen, unerschrocken.

„Warum sagst du das?“ Marcus drehte sich zu ihr um, sich jetzt bewusst, dass er von der Taille aufwärts nackt war und wahrscheinlich nur jedes Gefühl der Zuneigung förderte, was sie für ihn empfinden könnte. Er hätte ein T-Shirt anziehen sollen, bevor er sein Apartment verließ, aber er hatte nur eine Sache im Sinn gehabt – dem lästigen Mistkerl im Flur den Mund zu stopfen, damit er schlafen konnte.

Oder war es wirklich nur, damit er schlafen konnte?

Er starrte Amelia an, studierte die Art, wie ihre Wangen sich färbten, als er das tat und wie sie seinem Blick nicht standhalten konnte.

Er hatte nur daran gedacht, sie zu beschützen.                                                                                                                                                                          

Sie zu verteidigen.

„Der letzte Kerl, der allein nebenan gewohnt hat, verschwand schon ein paar Monate, nachdem er eingezogen war.“

Marcus wusste ganz sicher, dass der Mann gewaltsam ausquartiert worden war, aufgrund eines geringfügigen Fehlers bei den Zahlungen, verursacht durch die Einmischung des Himmels, aber dass er später Geld in der Lotterie gewonnen hatte, das ihm erlaubte, eine Anzahlung auf das Haus seiner Träume zu leisten. Der junge Mann war das einfachste Zielobjekt gewesen, das beseitigt werden konnte, um Marcus in der Nähe von Amelia unterzubringen. Die alte Dame, die in dem Apartment auf der anderen Seite von Amelia wohnte, war gebrechlich und hatte seit mehr als zwanzig Jahren in dem Gebäude gelebt und verließ sich auf diejenigen in ihrer Nähe, um ihr zu helfen. Sie schlief auch tief, was bedeutete, dass Amelias Ex-Freunde sie nicht aufweckten, wenn sie schließlich an ihre Tür klopften. Marcus hätte einen Herausforderer für seinen Einsatz als ihr Beschützer gehabt, wenn der junge Mann neben ihr wohnen geblieben wäre, und sie die alte Dame umgesiedelt hätten.

„Du lebst allein, nicht wahr?“ Da war ein Zittern in dieser Frage.

Marcus nickte ohne nachzudenken und erwog dann die Konsequenzen seiner Antwort, als Amelias graue Augen wieder warm wurden. Eine brisante Frage. Sie hatte sie klug benutzt, um festzustellen, ob er noch zu haben war.

Er erwog flüchtig, eine Freundin zu erfinden, um jedes Gefühl der Zuneigung, das sie möglicherweise für ihn empfand, auszulöschen, damit er seine Mission weiter in Frieden ausführen könnte, konnte aber die Worte nicht herausbringen, als er wieder in ihre Augen sah.

Der Abstand zwischen ihnen wurde kleiner, bis es sich anfühlte, als ob sie bloß Zentimeter von ihm entfernt war. Ihr leises Atmen erfüllte seine Ohren, lenkte seine Aufmerksamkeit herunter zu dem sinnlichen Bogen ihrer altrosafarbenen Lippen. Ihre Zungenspitze fegte über sie hinweg, Feuchtigkeit dabei hinterlassend, die ihn verlockte.

Wie lange war es her, seit er eine Frau geküsst hatte?

Nicht in diesem Leben, das war sicher.

Marcus riss seine Augen von ihr fort, gleichzeitig seine Emotionen abschaltend. Amelia war eine Mission. Er konnte den Dingen nicht erlauben, kompliziert zu werden. Nicht, wenn er nicht einmal sicher war, warum er sie beschützen musste.

Er konnte sich nicht mit ihr einlassen.

Er musste seine Distanz bewahren.

Egal, wie unmöglich das jetzt erschien.

Egal, wie sehr er sie wollte.